Rendsburg – Die bisherigen kirchlichen Strukturen passen nicht mehr. Darüber waren sich die Synodalen des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde gestern (5. März) weitgehend einig. Wie aber neue Wege aussehen könnten, wie die Gelder in Zukunft verteilt werden sollten – darüber gab es sehr unterschiedliche Ansichten, über die kontrovers diskutiert wurde. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Tagung erneut digital statt.
Ausgangspunkt für die vielen Wortmeldungen war das Strategiepapier des Transformationsprozesses “Prüfet aber alles ...”, dass zur Abstimmung auf der Tagesordnung stand. Ein Ergebnis folgt in den nächsten Tagen, da schriftlich abgestimmt werden muss.
Der Transformationsprozess war Ende 2020 von der Synode gestartet worden. Die Steuerungsgruppe sollte darüber beraten, wie die Arbeit im Kirchenkreis zukünftig auch mit weniger werdenden Ressourcen gut weitergehen kann. Denn eine sich wandelnde Gesellschaft, weniger Kirchenmitglieder und sinkende Kirchensteuern stellt die Kirche vor Herausforderungen. Ein elfköpfiges Gremium aus verschiedenen kirchlichen Arbeitsfeldern erarbeitete das Strategiepapier, das bereits auf der vergangenen Synode im November 2021 vorgestellt wurde. Auch da wurde bereits über Pro und Contra des Papieres diskutiert. Außerdem hatten die Synodalen im Herbst um aktuelle Zahlen gebeten, um ganz praktisch zu sehen, wie die Verteilung der Kirchensteuern im Kirchenkreis neu geregelt werden könnte. Gestern lieferten die beiden Pröpste Matthias Krüger und Sönke Funck diese Informationen. Krüger stellte zunächst die inhaltlichen Schwerpunkte vor: pastorale Arbeit, Kirchenmusik, Jugendarbeit, Kindertagesstätten, theologische Bildungsarbeit sowie diakonische Arbeit.
Für die Bereiche Kirchenmusik und Jugendarbeit sieht die Steuerungsgruppe einen festen Beitrag zur Grundabsicherung der jeweiligen Arbeit vor, der an die Regionen im Kirchenkreis und damit an die Gemeinden verteilt wird. Voraussetzung ist ein entsprechendes Konzept der jeweiligen Regionen. Wegfallen soll im Jugendbereich die Stelle des Jugendpastors. Gleichzeitig soll die Jugendkirche an einem festen Ort ausgebaut werden, um von da aus in den gesamten Kirchenkreis zu wirken. Krüger betonte, dass die Regionen und damit die Kirchengemeinden die Jugendarbeit und Kirchenmusik weiterhin vor Ort gestalten würden. Propst Funck stellte eine Modellrechnung für eine zukünftige Finanzverteilung vor. Gleich zu Beginn wies er darauf hin, dass die Zahlen nicht belastbar seien, um den Fokus auf das zu richten, was er mit dem Modell deutlich machen wollte: die Finanzbereiche zu kennzeichnen, die durch das Strategiepapier verändert werden.
Besonders den Bereich der gemeinsamen Aufgaben nahm er in den Blick, wie Pfarrstellen, theologische Bildungsarbeit oder Klimaschutz. Aber gerade bei dieser Aufteilung der gemeinschaftlichen Aufgaben sahen einige Synodalen großen Diskussionsbedarf. Zu viel Steuerung des Kirchenkreises, zu wenig Eigenständigkeit der Gemeinden: Das war der Tenor der Kritiker. Rode Zimmermann-Stock, Pastor in Westerrönfeld und Vorsitzender des Finanzausschusses des Kirchenkreises, war einer der Unterstützer dieser Haltung. Er forderte „einen echten und partnerschaftlichen Konsolidierungsprozess“ und mehr Entscheidungshoheit für die Gemeinden.
Die Kirchengemeinden im Dänischen Wohld (Gettorf, Krusendorf, Sehestedt und Osdorf-Felm-Lindhöft) hatten ihr Votum zum Strategiepapier schriftlich vorbereitet. Auch sie empfanden das Konzept der Steuerungsgruppe als zu großen Eingriff in die Hoheit der Kirchengemeinden. Gegen Veränderungen und regionale Zusammenarbeit sei man nicht, beides unterstütze man. Aber der Kirchenkreis solle weniger steuernd eingreifen, hieß es in dem Papier.
Anna Trede, Pastorin der Kirchengemeinde Nortorf, wollte diese Haltung nicht unterstützen, die sie als Positionierung der Kirchengemeinden gegen den Kirchenkreis wahrnahm. Sie sagte, sie sehe das Strategiepapier als gute Grundlage, um die Regionalisierung im Kirchenkreis voranzutreiben. Es stünde ein Paradigmenwechsel an, von den Gemeinden hin zur Region. Pastorin Kerstin Hansen-Neupert von der Kirchengemeinde Hütten sagte: „Wir sind gemeinsam Kirche, eine Einheit.“ Man sei doch aufeinander angewiesen. Jugendpastor Stefan Link sah das ähnlich. Viele Jugendprojekte in den Gemeinden seien aktuell nicht mehr zu finanzieren, sagte er. Das Strategiepapier sei seiner Meinung nach dazu da, Stellen und Arbeit zu sichern. Deshalb unterstütze er es, auch wenn seine Stelle als Jugendpastor wegfalle.
Zu einem zeitnahen Votum kam es am Ende der Diskussion nicht, da es einen Antrag auf geheime Abstimmung gab. Digital konnte diese nicht durchgeführt werden. Deshalb bekommen alle Synodalen, die bei der Tagung anwesend waren, in der kommenden Woche den Stimmzettel per Post. Ein Ergebnis wird danach zeitnah erwartet.