Karby – Zusammen geht es besser. Das zeigt sich gerade beim musikalischen Höhepunkt des Festgottesdienstes zur Gründung der Kirchengemeinde Schwansen/Rieseby. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche zu Karby musizieren Flöten aus Rieseby und Borby mit Posaunen aus Karby, singen der Karbyer Gospel- und der Siesebyer Kirchenchor gemeinsam. Zumindest die meiste Zeit. Vieles klingt gemeinsam gut, manches aber auch besser allein: Wenn die Flöten eine Intonation spielen oder die Posaunen, dann ist bewusst niemand Anderes zu hören. So ist die Aufführung von „Du meine Seele singe“ von Walter Rein unter der Leitung von Cathrin Bake gegen Ende des Gottesdienstes sinnbildlich für das Ganze.
Denn jetzt geht es in Borby-Land, Karby, Rieseby, Sieseby und Waabs gemeinsam weiter: Die fünf Kirchengemeinden bilden seit Anfang 2020 die Kirchengemeinde Schwansen/Rieseby. Das kirchliche Leben vor Ort geht größtenteils wie bisher sozusagen 'allein' weiter, für die einzelnen Gemeindeglieder ändert sich nicht viel. Sie sind jetzt aber Teil eines größeren Ganzen, haben in der Gemeinde ein paar mehr Möglichkeiten und auch in Zukunft, wenn einige der derzeitigen Pastorinnen und Pastoren in den Ruhestand gegangen sind, immer verlässlich einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin.
Ein Licht für die neue Gemeinde
Der Gottesdienst zur Gründung der neuen Gemeinde steht dabei noch ganz im Zeichen des Weihnachtsfestes. Zwei Tannenbäume im Chorraum und der leuchtende Stern sind sichtbares Zeichen für die Weihnachts- und die beginnende Epiphaniaszeit. Und das Licht ist auch Thema des Gottesdienstes, der sich die Tageslosung zum Motto nimmt: „Gott, lass leuchten über uns das Licht Deines Antlitzes.“ Ein Licht, das auch auf die neue Gemeinde scheinen möge, so der Schleswiger Bischof Gothart Magaard in seiner Predigt. Das Licht scheine durch die Weihnachtsbotschaft und erzählt von der Gegenwart Gottes unter den Menschen.
„Als Christenmenschen leben wir von diesem Licht und mit diesem Licht. Es bleibt ein Geheimnis, wie es zu leuchten anfängt. Es ist unverfügbar“, sagt Magaard. „Zugleich ist es unsere Aufgabe als Christinnen und Christen, dieses Licht sichtbar werden zu lassen – es sozusagen auf einen Leuchter zu stellen.“ Damit die Christen in Schwansen künftig gemeinsam das Licht weitertragen können, hat es in den vergangenen drei Jahren viele Gespräche und Vorbereitungen gegeben. An sie erinnert der Bischof in seiner Predigt. Angefangen von ersten Gesprächen unter der Leitung von Pastor Redlef Neubert-Stegemann als Moderator entstand die Idee der gemeinsamen Kirchengemeinde.
Viele Interessen berücksichtigt
Der Weg dorthin sei nicht immer einfach und ohne Widersprüche gegangen worden, sagt Magaard und erinnert an den Ausstieg der Kirchengemeinde Kosel aus dem Prozess. Die Verantwortlichen in der neuen Gemeinde hätten gelernt, mit unterschiedlichen Auffassungen umzugehen und alle Interessen zu berücksichtigen. „Wenn Menschen mit ihrer ganzen Unterschiedlichkeit und Vielfalt sicher wohnen, wird Gutes sichtbar. Kirche wird in Schwansen sichtbar sein, wenn sie in diesem wunderschönen Landstrich Menschen eine Heimat und Orientierung geben kann.“
Verantwortlich dafür sind künftig neben den fünf Pastorinnen und Pastoren die weiteren 15 Mitglieder des Kirchengemeinderats. Sie wurden von den alten Kirchengemeinderäten gewählt und im Gottesdienst von Pastorin Kirsten Erichsen in ihr Amt eingeführt. „Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit und auf alles, was wir in der Kirchengemeinde Schwansen gemeinsam entscheiden und tun werden“, sagt sie. Zuvor hatte sie die scheidenden Mitglieder der Kirchengemeinderäte der fünf ehemaligen Gemeinden mit einem großen Dankeschön verabschiedet. „Danke dafür, dass Sie der Kirche ein Gesicht gegeben haben und dem Evangelium eine Stimme.“ Alle hätten den Prozess hin zur neuen Gemeinde unterstützt, auch durch viele kritische Nachfragen, so Erichsen.
Kirsten Erichsen (Sieseby) bildet nun mit Jörg-Michael Schmidt (Rieseby), Martin Krumbeck (Karby), Babette Lorenzen (Borby-Land) und Peggy Kersten (Waabs) das Pfarrteam der neuen Gemeinde. Alle Pastorinnen und Pastoren wirken im Gründungsgottesdienst mit, dazu Ehrenamtliche und Musikerinnen und Musiker aus ganz Schwansen. So ist der Gottesdienst bereits ein Sinnbild dafür, dass die evangelischen Christen in der Region künftig gemeinsam das Licht des Evangeliums weitertragen werden.