Rickert - Vor einem Jahr hat Emma entschieden: „Ich möchte getauft werden“. Die elfjährige aus Rickert bei Rendsburg hat diesen Entschluss ganz allein gefasst. Ihre siebenjährige Schwester Jette hat sich ihr angeschlossen. Daraufhin haben die Eltern beide Töchter in Eckernförde angemeldet, wo sie am Sonnabend, 27. August, von Pastorin Dorothea Heiland am Strand getauft werden.
Immer mehr Eltern entscheiden sich, ihre Kinder nicht kurz nach der Geburt taufen zu lassen. „Das ist inzwischen weit verbreitet“, lautet die Erfahrung von Pastorin Dorothea Heiland. Emma und ihre Schwester Jette aus Rickert gehören zu jenen, die das Sakrament der Taufe nicht als Kleinkinder empfangen haben. Das bedeutet aber nicht, dass ihnen christliche Wert fremd sind.
„Glaubst du an Gott“, möchte Pastorin Dorothea Heiland von Emma wissen. Die Antwort kommt prompt und deutlich: „Ja.“ Vater Torsten und Mutter Verena sind getauft und das Mädchen nimmt seit Jahren an vielen kirchlichen Freizeit-Aktivitäten teil. Mutter Verena wurde ebenfalls spät getauft. Sie stammt aus dem Osten Deutschlands. Als die Kirche dann ihr Arbeitgeber wurde, „bin ich mit dem Glauben in Berührung gekommen“, erzählt sie. 2017 wurde sie in die Glaubensgemeinschaft der Christen aufgenommen.
Das Tauffest am Strand von Eckernförde ist für alle Beteiligten ein besonderes Ereignis. Der Andrang ist so groß, dass der Kirchenkreis auf Pastoren im Ruhestand zurückgreifen muss. Zu ihnen zählt Dorothea Heiland. Für die 73-Jährige ist es eine Premiere: „Ich habe noch nie am Strand getauft und noch nie mit Wasser aus dem Meer.“ Die Idee zu diesem niedrigschwelligen Angebot findet sie gut – auch wenn sie weiß, dass sie bis zu den Waden im Wasser stehen und ihr Talar nass werden wird. Die Täuflinge haben es einfacher. „Emma wird wohl einen Badeanzug tragen“, meint Mutter Verena und Vater Torsten schaut noch mal auf dem Handy, ob das gute Wetter wohl anhalten wird. „Am liebsten würde sie gleich danach weiter schwimmen.“
Es entspinnt sich eine Diskussion um Taufrituale unter den Erwachsenen. Pastorin Heiland erinnert daran, dass Johannes unter fließendem Wasser getauft hat. „Denn es soll die Sünde vom Menschen abwaschen.“ Die Sünde trenne den Menschen vom Gott, auf diese Weise werde er wieder mit ihm verbunden
Diese Gedanken bewegen die beiden Mädchen – noch – nicht. Eher der Umstand, dass sie mit Salzwasser getauft werden. Das findet Jette plötzlich gar nicht mehr gut. Dabei lieben beide die Ostsee. „Jette schwimmt und taucht gerne“, erklärt Vater Torsten, der genau wie seine Frau sicher ist, dass die plötzliche Abwehr wieder vergehen wird. Egal, wie sich die Siebenjährige letztlich entscheiden wird – die Eltern werden ihre Meinung respektieren.
„Kinder ernst nehmen“, das ist für Pastorin Heilmann ein ganz wichtiger Aspekt der christlichen Erziehung. „Man kann ein Abend- oder Tischgebet sprechen, muss es aber nicht.“ Ihr ist wichtig, dass die Eltern die Kinder auf ihrem Weg begleiten, ihnen Grenzen setzen – konsequent, aber liebevoll. So gibt es in dem Rickerter Haushalt kleine Rituale wie getrommeltes Tischgebet: „Für Dich und für mich ist der Tisch gedeckt, hab Dank lieber Gott, dass es uns gut schmeckt. Amen.“