„Bei einer sorgfältigen Begehung unserer St.-Michaelis-Kirche brauchten wir zum Glück keine gravierenden Baumängel feststellen; Dachgebälk und Gemäuer sind in einem guten Zustand,“ sagt Pastorin Astrid Halver erleichtert. „Beim gründlichen Wahrnehmen des Kirchengebäudes ist uns allerdings aufgefallen, dass seit der Einweihung im Juni 1953 in den verschiedenen Jahren immer wieder etwas dazu gekommen ist und man den Kirchenraum wie ein Wohnzimmer mit unterschiedlichen Ausstattungsgegenständen angefüllt hat. Das Jetzt-Zustand ist nicht wirklich zufrieden stellend.“
„Hinzu kommt“, so Christel Kohnert, Mitglied des Kirchgemeinderates, „dass manches einfach mindestens unpraktisch und alles andere als barrierefrei ist. Hier und da gibt es Stolperkanten; und die Beleuchtung ist vollkommen unzureichend.“
So ergaben die einzelnen Beobachtungen und ersten Veränderungsvorschläge viele Ideen für die Neugestaltung schon innerhalb des Kirchgemeinderates. Und dann kam der Gedanke: Wie wäre es, wenn Studierende sich die St.-Michaelis-Kirche einmal anschauten? Die glückliche Fügung ergab, dass sich die Professorin Dagmar Schork von der Muthesius-Kunsthochschule für eine solches Semester-Projekt ansprechen ließ. Im April 2012 sahen sich 15 Studierende für „Interior Design“ nicht nur den Kirchenraum, sondern auch Neben- und auch Dachräume genau an. Einige bauliche Gegebenheiten mussten sie für ihre weiteren Überlegungen als unveränderbar akzeptieren – aber ansonsten ließen die Viert-Semestler ihren Phantasien freien Raum.
Vor kurzem präsentierten die 15 Studierenden ihre meist in 2-er Gruppen entstandenen Ideen mit Detailentwürfen, Plakaten und Modellen. Bis Anfang September sind die Vorschläge zur Neugestaltung der St.-Michalis-Kirche während der Büro-Öffnungszeiten zu besichtigen. Dann wird eine Bewertungskommission einen ersten bis dritten Preis ausloben. „Wie es dann weitergeht und ob wir ein Konzept dann auch wirklich umsetzen und vor allem finanzieren können, ob es auch von Kirchenkreis und Landeskirche genehmigungsfähig ist, das haben wir zur Zeit noch gar nicht im Blick,“ sagt Bauausschuss-Vorsitzender Eckard Rix. „Ich freue mich aber über das Engagement, die Ideenvielfalt und Kreativität der Studierenden. Die vielen einzelnen Details in den Entwürfen regen sehr zum Nachdenken an und bringen uns Schwung für die weiteren Überlegungen.“
„Die Vorgaben für die Studierenden waren unter anderem, dass der Charakter des Gebäudes als gottesdienstlicher Raum deutlicher, klarer und erkennbarer ausgestaltet wird. Und sehr viele haben sich intensive Gedanken über das Licht-Konzept gemacht,“ sagte Dagmar Schork. „Ich bin beeindruckt, mit wie viel Elan und Ideenvielfalt die Studierenden diese Semesteraufgabe angepackt und gelöst haben. Nun ja, die Herausforderung, mal einen Kirchenraum gedanklich zu gestalten, haben wir nicht so oft.“
„Die Details der einzelnen Gestaltungsvorschläge für unsere St.-Michaelis-Kirche sollen jetzt erstmal bei uns ankommen dürfen,“ so die Ortspastorin Astrid Halver, „und über die Finanzierbarkeit haben wir noch gar nicht gesprochen. Aber wir haben ideenreichen gestalterischen Rückenwind bekommen, uns Gedanken zu machen, wie wir – sicher nur Schritt für Schritt – unseren Kirchraum so neu gestalten können, damit Kleine und Große, Junge und Ältere gerne hier zusammen Gottesdienst feiern.“ „Und auf diesen gemeinsamen Weg und Prozess freuen wir uns!“ ergänzte Christel Kohnert.
Pastor Henning Halver