Jevenstedt – Nach vielen Jahren als Pastor hat Jan Kempermann in einem Gottesdienst Routine. Auch im Verabschiedungsgottesdienst in der Kirche St. Georg in Jevenstedt. Er strahlt die Ruhe und Gelassenheit aus, die in den vergangenen fünf Jahren die Menschen auf den Dörfern kennen gelernt haben. Immer wieder wird sie an diesem Tag zur Sprache gebracht. Jan Kempermann selbst möchte dabei vor allem in die Zukunft schauen. Eine Zukunft, in der unklar ist, ob seine Stelle, die Stelle eines „halben“ Pastors, in der Gemeinde wieder besetzt werden kann. Und wenn er spricht, wenn er Vorschläge für die künftige Gemeindearbeit macht, dann wird sein Gottvertrauen deutlich.
„Gott gibt uns die Gaben, die wir brauchen, um in der Gemeinde und im Leben zu bestehen“, sagt er in Anlehnung an die Worte des Apostels Paulus, die zuvor in der Lesung zu hören waren (1. Kor 1,4-9). „Ihr habt alles, was ihr braucht, für die Gemeinde, das sagt Paulus“, fasst Jan Kempermann zusammen und ruft in seiner Predigt die Gemeinde dazu auf, gemeinsam Neues zu wagen.
„Wenn es besser werden soll, muss es auch anders werden.“ Die Gaben dafür bringe jeder mit, auf seine eigene, ganz spezielle Weise, so Kempermann. „Die Fähigkeit, öffentlich von Christus zu reden, schenkt euch Gott.“ Und die Gemeinde sei offen für neue Vorschläge, für Ideen und Engagement. Gleichzeitig solle jedem klar sein, dass er nicht allein ist, sondern dass er oder sie sich gemeinsam mit den anderen auf besagte neue Wege machen kann. Dass die Gemeinde danach „Vertraut den neuen Wegen“ anstimmt, diesen modernen und vielgesungenen Choral, passt ebenso wie das gleich anschließende Lied „Da wohnt einen Sehnen tief in uns“. Beide Lieder verstärken die Botschaft, die Kempermann seiner Gemeinde mit in die Zukunft gibt. Die Zukunft ohne ihn.
Dass der 65-jährige Pastor gerne noch mitgegangen wäre, dass er den Ruhestand gerne verschoben hätte, das spricht Propst Matthias Krüger dann an. „Sie wollten gern noch weiter arbeiten. Und wir wollten das auch“, sagt Krüger. „Und es gab Briefe aus der Gemeinde. Doch es sollte nicht sein.“ Nun gelte es, Kempermann ziehen zu lassen. Ein Glücksgriff sei er gewesen, mit einer halben Stelle in Jevenstedt und einer halben in Schenefeld, die er in den vergangenen fünf Jahren ausgefüllt hat mit seinem Gottvertrauen und eben besagter Ruhe und Gelassenheit. Sie habe ihm immer besonders imponiert, so Krüger. „Eine gute Gabe.“ Gemeinsam mit der Gemeinde wolle er den scheidenden Pastor nicht ohne Segen ziehen lassen und so sammeln sich viele nach der Entpflichtung durch den Propst im Altarraum, um Kempermann gemeinsam zu segnen.
Beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus gibt es neben Suppe und Kaffee für alle auch viele Geschenke und lobende Worte für Jan Kempermann, der die Gemeinde als Vorsitzender des Kirchengemeinderats in den vergangenen Jahren geleitet hat. Vom Kirchengemeinderat gibt es einen Apfelbaum als Geschenk, damit Kempermann „die Früchte seines Wirkens in Jevenstedt“ künftig ernten könne, so Erwin Schröder. Hans Hinrich Neve dankt für das Amt Jevenstedt mit einem Präsentkorb, Frauke Rohwer stellt für den Frauenkreis Stafstedt noch einen Korb mit viel Selbstgemachtem daneben. Auch vom Frauenkreis Schülp und den Mitarbeitenden der Kirchengemeinde gibt es Geschenke. Jevenstedts Bürgermeister Sönke Schwager bedankt sich ebenso für die Zusammenarbeit. „Sie haben immer eine Lösung gefunden“, sagt er. Auch dabei helfen Ruhe, Gelassenheit und Gottvertrauen.
Übrigens: Am 3. März um 10 Uhr wird Jan Kempermann in der Bonifatiuskirche Schenefeld verabschiedet. Dann ist er endgültig im Ruhestand.