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Der Abschied eines „Reisepastors“

  • Jan Kempermann in der Bonifatiuskirche Schenefeld.

Schenefeld/Jevenstedt – Den Weg von Schenefeld nach Jevenstedt kennt Pastor Jan Kempermann genau. Den umgekehrten natürlich ebenso und von Hohenlockstedt findet der 65-Jährige auch problemlos in beide Kirchengemeinden. Denn er ist noch bis Ende Februar Pastor sowohl in Schenefeld als auch in Jevenstedt und er wohnt mit seiner Frau, Pastorin Susanne Otto-Kempermann, in Hohenlockstedt. Jan Kempermann nennt sich selbst einen Reisepastor. Den Job macht er schon länger. Denn schon in den Jahren vor seinen jetzigen Gemeinden, in denen er seit 2014 offiziell arbeitet, hat er von Hohenlockstedt aus an verschiedenen Stellen ausgeholfen. In Heide hat er Krankenhausseelsorge geleistet, in Rendsburg an der Bugenhagenkirche gepredigt und auch in Eddelak und Wacken in Vertretung Dienst getan. Nun ist die Reiserei als Pastor vorbei. Zumindest größtenteils.

Am 3. Februar um 10 Uhr wird Kempermann in Jevenstedt in einem Gottesdienst verabschiedet, am 3. März ebenfalls um 10 Uhr in Schenefeld. Danach beginnt für ihn ein Ruhestand, den er gerne noch aufgeschoben hätte. Beide Kirchengemeinden wären froh, wenn ihr Pastor bleiben würde. Er selbst wäre auch gerne noch geblieben. „Meine Frau ist sechs Jahre jünger. Wenn ich später in den Ruhestand gegangen wäre, hätten sich unsere Ruhestandszeiten angenähert“, sagt Kempermann. Außerdem arbeitet er gerne in seinem Beruf – und Arbeit gibt es genug. Aber wenn ein Pastor laut Gesetz in den Ruhestand tritt, darf er nicht weitermachen. Zumindest nicht mit allen Rechten und Pflichten als Inhaber einer Pfarrstelle.

Pastor bleibt Jan Kempermann wie seine Kolleginnen und Kollegen bis zum Lebensende. Und er darf in  Gottesdiensten predigen und Amtshandlungen wie Taufen oder Trauungen vornehmen. In den kommenden zwei Jahren wird er Vertretungsdienste in Wacken und Schenefeld leisten. Der Vorsitz im Kirchengemeinderat, den er noch in Jevenstedt innehat, oder eigene Gruppen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden sind aber in Kürze Geschichte. „Ich werde nach Ostern meine Gruppen in beiden Gemeinden noch konfirmieren“, stellt Kempermann klar. „Danach aber ist damit Schluss. Ich gebe alle offiziellen Funktionen ab.“

Dass Jan Kempermann Pastor wird, war nicht von vornherein ausgemacht. Denn zunächst begann der gebürtige Hamburger ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Schuld, dass er wechselte, war ein ehemaliger Klassenkamerad, der aus einer Naturwissenschaft zur Theologie wechselte. So genau weiß Kempermann das nicht mehr. „Da habe ich mir das auch überlegt. Dann habe ich im Kirchenchor meine Frau kennen gelernt, die ebenfalls Theologie studierte“, sagt er. So ist er dabei geblieben, leistete sein Vikariat in Hamburg und ging dann mit seiner Frau gemeinsam nach Nordhastedt in Dithmarschen. Von dort wechselte er zur Kirchengemeinde Hohenfelde im Kreis Steinburg, wo er 20 Jahre mit einer halben Stelle als Pastor arbeitete. Zudem war er Diakoniepastor, eine Tätigkeit, die er kurze Zeit zu 100 Prozent ausübte. Aber es gab unterschiedliche Auffassungen über die weitere Entwicklung der Diakonie, man trennte sich. Kempermanns Zeit als Reisepastor begann. Sie führte ihn schließlich in den Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde.

In Schenefeld und Jevenstedt habe die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden und Kollegen in den Gemeinden gut funktioniert. „Ich habe in beiden Gemeinden den kleineren Bezirk übernommen, der vorher schon mit einer halben Stelle besetzt war“, sagt Kempermann. In Jevenstedt war er für die Süddörfer und Schülp, in Schenefeld für den Gemeindebezirk südlich der Holstenstraße zuständig. „Die wichtigsten Daten habe ich immer auf dem USB-Stick am Schlüsselbund mit mir geführt“, sagt Kempermann. Und in beiden Gemeinden hatte er feste Tage, an denen er vor Ort war. Zu besonderen Zeiten musste er natürlich auch hin-und-her fahren so wie am Heiligen Abend, wenn er in beiden Gemeinden Gottesdienste zu halten hatte. Aber der Spagat zwischen Schenefeld und Jevenstedt habe gut funktioniert. „Beide Gemeinden waren schließlich auch froh, dass sie jemanden gefunden hatten“, sagt Kempermann.

Im Ruhestand wird er sich künftig – neben den Vertretungsdiensten auf „450 Euro Basis“, wie er sich ausdrückt – dem Haus und dem Garten widmen können. Und vielleicht auch ein wenig mehr Kutsche fahren. Und zwei Chöre können sich über eine neue Männerstimme freuen. „Ich werde in Hohenlockstedt im Kirchenchor und im Gospelchor singen“, sagt Kempermann. Das hätte er schon bisher gerne gemacht, sagt er. Aber er wusste, dass er bei den Auftritten selten Zeit gehabt hätte. Vermutlich wäre er als (Reise-)Pastor unterwegs gewesen.

Kirche im Norden