Altkreis Eckernförde
Kirchenkreis Eckernförde
Geschichte und Bedeutung der Kirche im Altkreis Eckernförde
Die verschiedenen Bezeichnungen des Kirchenkreises
1878 nahm der Landkreis Eckernförde durch königliche Order im wesentlichen die Gestalt an, die er bis zur Eingliederung in den Kreis Rendsburg-Eckernförde behielt. Dieser Landkreis bildete auch die Grundlage für die „Propstei Hütten“, die 1879 durch die Neueinteilung der Propsteien in Schleswig-Holstein in der Form entstand, wie sie sich bis heute fast unverändert erhalten hat. 1955 wurde sie allerdings in „Propstei Eckernförde“ umbenannt; denn bereits seit 1902 war Eckernförde der Dienstsitz des Propstes. Seit Entstehung der „Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche“ im Juni 1976 lautet die Bezeichnung „Kirchenkreis Eckernförde“. Zum Kirchenkreis gehörten seit alters her die Kirchspiele Borby, Bünsdorf, Eckernförde, Hütten, Kosel und Sehestedt. Neu hinzu kamen 1879 die Kirchen in den adligen Güterdistrikten Schwansens und des Dänischen Wohlds, die bis dahin unter der Aufsicht des Generalsuperintendenten in Schleswig gestanden hatten: Karby, Rieseby, Sieseby, Waabs, sowie Dänischenhagen, Gettorf und Krusendorf. Der Kirchenkreis erstreckt sich also vom Nordostseekanal bis zur Schlei (ausgenommen sind die Stadtteile Friedrichsort und Holtenau, die zum Kirchenkreis Kiel gehören, sowie die Teile der Stadt Kappeln, die in Schwansen liegen, die zum Kirchenkreis Angeln gehören.) Im Westen gehört Borgstedt noch zum Kirchenkreis Eckernförde. Die Grenze zum Kirchenkreis Rendsburg verläuft am östlichen Stadtrand von Büdelsdorf. Die Grenze zum Kirchenkreis Schleswig verläuft nördlich von Güby.
Die Einverleibung Schleswig-Holsteins in den Preußischen Staat 1867 brachte für die Landeskirche einen erheblichen Wandel. Seitdem war sie eine Landeskirche lutherischer Prägung, mit dem reformierten preußischen König als Oberstem Bischof. Sie war zwar auch weiterhin eine Staatskirche, aber die neue Verfassung, die ihr gegeben wurde, bot ihr weitgehende Freiheit, sich eigenständig zu entwickeln. Schon im Jahre 1869 wurde eine neue Gemeinde- und Synodalordnung erlassen, nach der die Gesamtverwaltung der Kirchengemeinden an den Kirchenvorstand und das Kirchenkollegium überging. Viele Angelegenheiten konnten die Kirchengemeinden seitdem selbständiger und eigenverantwortlicher regeln als es früher unter dänischer Herrschaft möglich war.
Diakonische Initiativen um die Jahrhundertwende
Zu den segensreichsten kirchlichen Maßnahmen um die Jahrhundertwende gehörte die Einrichtung von Gemeindeschwestern- oder Diakonissenstationen in den Kirchengemeinden. Sie sind eine Frucht der in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden diakonischen Initiativen, die sich gegen die Armut und Verelendung unter der armen Landbevölkerung und der Arbeiterschaft richteten. Es ist bewegend zu lesen, mit welcher Selbstlosigkeit, Zuwendung und Liebe die Schwestern und Diakonissen in den Gemeinden ihren Dienst getan haben. So beschreibt Schwester Else aus Gettorf in ihrem Tätigkeitsbericht vom 15. Januar 1899, wie sie zusammen mit der zweiten Gemeindeschwester im Jahr 164 Schwerkranke gepflegt und betreut hat, und sie fährt fort: „In der Gemeinde sind 4495 Besuche gemacht worden... 36 Nachtwachen sind geleistet worden und konnten wir unseren Ärzten bei 29 Operationen behilflich sein.“
Die Gemeindeschwesternstationen blieben fast hundert Jahre erhalten und haben die kirchliche Arbeit in dieser Zeit sehr geprägt. Die Gemeindeschwestern pflegten nicht nur die Alten und Kranken, sie hatten auch stets ein offenes Ohr für die Nöte in den Familien und sie spendeten Trost in der Trauer. Die Arbeit der Gemeindeschwestern wurde nach 1992 in Diakonie-Sozialstationen überführt. Heute sind es zumeist Altenpflegerinnen, die diese Arbeit nach Vorgaben der Pflegeversicherungen verrichten. Die Zeit, die die Gemeindeschwestern früher den Pflegebedürftigen zuwenden konnten, steht ihnen heute leider nicht mehr zur Verfügung. Die finanziellen Mittel sind dafür einfach nicht mehr vorhanden. Das ist eine Entwicklung, die eigentlich ein beschämendes Bild für unsere Gesellschaft abgibt. Die Kirchengemeinden des Kirchenkreises Eckernförde, in denen es eine Diakonie-Sozialstation gibt, bemühen sich trotzdem, mit eigenen Finanzmitteln die seelsorgerliche und fürsorgliche Betreuung, die früher mit der Gemeindeschwester ins Haus kam, in die Gegenwart hinüberzuretten. Dass sie darin auch von den Landgemeinden, von Fördervereinen und Serviceclubs Unterstützung erfahren, ist ein kleines Hoffnungszeichen.
Kirche in der Weimarer Republik
Mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. am 9. November 1918 war die Jahrhunderte alte Verbindung von Staat und Kirche in der Person des jeweiligen Landesherrn, der zugleich oberster Bischof war, zerbrochen. Die Kirchengewalt war damit an die Kirche zurückgefallen. Welche Chance einer völligen Neugestaltung ihr damit an die Hand gegeben war, hat sie allerdings zu wenig erkannt und daher nur halbherzig wahrgenommen. Statt sich von ihrem geistlichen Auftrag her zu verstehen und von ihm her ihre Organisation aufzubauen, orientierte sie sich weiterhin an staatlichen Vorgaben und überließ weitgehend den Juristen ihre Neuordnung.
Diese Zeit des Übergangs der evangelisch-lutherischen Kirche der Provinz Schleswig-Holstein zur evangelisch-lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins war eine unruhige, von Zukunftsängsten geprägte Zeit. Die Pastoren und Kirchenvorstände befürchteten, dass die Trennung von Staat und Kirche auch zu einer Trennung von Kirche und Volk führen und der Einfluss des Christentums im öffentlichen Leben ausgeschaltet werden könnte. Anzeichen dafür gab es durchaus. So wurde z. B. Anfang der zwanziger Jahre lebhaft diskutiert, ob der Religionsunterricht in der bisherigen Form als ordentliches Lehrfach an den Schulen erhalten bleiben oder nur noch in Form von Privatunterricht der Kirchen fortgeführt werden solle.
Die Zeit des Nationalsozialismus
Die hohe Arbeitslosigkeit und die drückende Not, die viele Menschen betroffen hatte, führte Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre zu einer allgemeinen depressiven Stimmung im Volk. Pastor Walter Lehmann beschrieb in der Borbyer Kirchenchronik die wirtschaftliche Lage im Jahr 1932 mit den damals fast sechs Millionen Arbeitslosen als überaus unheilvoll: „Eine vierköpfige Familie muss von 10-12 RM in der Woche leben“, betonte er und führte aus, wie die Kirchengemeinde sich bemühte, zur Linderung der Not beizutragen: Sie organisierte zusammen mit anderen die „Winterhilfe“, und der „Frauenbund“, der sich regelmäßig im Pastorat traf, sammelte Geld und Kleidung für die Notleidenden, so dass „zu Weihnachten ... 160 Familien mit guten Paketen beschenkt werden“ konnten. Wie bedrückend die Situation gewesen sein muss, erschließt sich aus der Bemerkung Pastor Lehmanns: „Wir leben in der großen Sorge, wie lange die Bevölkerung diesen unerträglichen Zustand noch ruhig hinnehmen wird.“ Die überraschende Wende kam mit der Machtübernahme Hitlers 1933. Die von der nationalsozialistischen Propaganda geschaffene erwartungsvolle nationale Hochstimmung und die kirchenfreundlichen Erklärungen Hitlers im Frühjahr 1933 hatten zur Folge, dass die Kirchengemeinden fasr einhellig zur Zusammenarbeit mit der neuen Regierung bereit waren. Diese zunächst allgemein positive Einstellung zeigte sich u. a. auch im Verzicht der Pastoren auf Kritik an den ersten rigorosen Maßnahmen der Regierung, wie es z. B. die Absetzung des sozialdemokratischen Gemeindevorstehers Vosgerau in Borby war . Schon bald wurde allerdings auch deutlich, dass die Nationalsozialisten zur Durchsetzung ihrer Ziele auch spektakuläre Aktionen gegen die Kirchen nicht scheuten. Die Nationalsozialisten taten so, als würden sie an der gesetzlichen Ordnung festhalten. Dabei unterliefen sie diese ständig mit Gewalt und Unrechtsaktionen, gegen die es keinen Schutz gab. Die Pastoren in den Gemeinden der Propstei Eckernförde reagierten darauf unterschiedlich. Viele entschieden sich unter dem Druck der neuen Machthaber, den Deutschen Christen anzuschließen, die mit der NSDAP und ihren weltanschaulichen Zielen sympathisierten.
Zivilcourage
Es gab aber gerade in der Propstei Eckernförde eine ganze Reihe von Pastoren, die den Mut hatten, dem zu widerstehen und die sich der „Bekennenden Kirche“ anschlossen. Vielleicht waren es die Vorbilder des Propstes Heinrich Langlo und seiner Frau Hedwig, die sie darin ermutigten. Der Propst riskierte es z.B., in seinem Pastorat Kieler Straße 73, Vikare der oppositionellen Bekennenden Kirche auszubilden. Von Propst Langlo sind Predigten überliefert, die er im Sommer 1933 in der St. Nicolaikirche gehalten hat, die ihn als weitsichtigen Mann auszeichnen, der schon früh erkannte, welche dunklen Wolken am Horizont aufgezogen waren. Sehr bald erkannte Langlo das Unheil, das nicht nur der Kirche, sondern der ganzen Bevölkerung mit dieser neuen Bewegung erwachsen war. Er scheute sich nicht, auf vorsichtige Weise das in seinen Predigten auch zu benennen. So stellte er sich nicht nur gegen die nationalsozialistische Bewegung, sondern auch gegen den neu eingesetzten „linientreuen“ Landesbischof Paulsen, der den „Deutschen Christen“ angehörte. In seiner „Bekenntnispredigt“ am 17. September 1933 rief er seiner Gemeinde zu: „Widerstehet bis aufs Blut!...Heute ist in unserer Kirche wieder Kampfzeit.“ Er empfahl der Gemeinde, sorgsam zu prüfen, an wem sie sich orientieren wolle und wem sie als „Führer“ folgen wolle. Langlo empfahl, Luther zu folgen: „Man kann gar nicht anders als froh und stark werden in der Sendung der Kirche, wenn man ihn zum Führer wählt.“
Behinderungen der kirchlichen Arbeit
In der Kirchenchronik in Gettorf heißt es Mitte der dreißiger Jahre: „Es machen sich außerkirchliche Einflüsse im Laufe der Jahre in steigendem Maße bemerkbar.“ Das war eine bittere Erfahrung, mit der die Kirchengemeinden zunehmend leben mussten. So wurden z.B. viele Kirchenvorstände von einzelnen Anhängern der „Deutschen Christen“ unterwandert, von denen nicht wenige von der „Partei“ direkt in das Gremium lanciert worden waren. Im Laufe der Zeit wurde den Kirchengemeinden zunehmend untersagt, die Säle in den Gasthäusern oder die Schulklassen in den Dörfern für ihre Veranstaltungen weiterhin zu nutzen, wie sie es für Bibelstunden, Konfirmandenunterricht und Kindergottesdienst gewohnt waren. Der Druck auf die Menschen, die sich trotz dieser Einschränkungen und Behinderungen weiterhin treu zur Kirche hielten und Gottesdienste und Kindergottesdienste besuchten, wurde immer stärker. So wurde z. B. in Gettorf, wie in den meisten anderen Kirchengemeinden auch, der Kindergottesdienst nur noch von den vorschulpflichtigen und Grundschulkindern besucht, weil „starke Gegenströmungen festzustellen“ sind. Aber zu den Amthandlungen wurde in Gettorf doch vermerkt, „dass der Dienst der Kirche nicht entbehrt werden mag.“ Das bedeutete, dass nach wie vor fast alle Kinder getauft und konfirmiert und die Verstorbenen kirchlich bestattet wurden. Nur bei den Trauungen war ein leichter Rückgang zu verzeichnen. In der Kirchengemeinde Waabs hielt Pastor Gertz, der der Bekennenden Kirche angehörte, 1937 in der Gemeindechronik fest, dass die „Jugendarbeit in voller Blüte“ stünde, es gäbe vier Jugendgruppen, denen allerdings „von anderer Seite entgegengearbeitet“ würde, „so dass viele nicht mehr zu uns zu kommen wagten.“ Die NSDAP versuchte alles, um die gleichbleibend hohe Akzeptanz der Kirche in ihrer seelsorgerlichen Begleitung der Menschen zu schwächen und zu unterminieren. So rief sie die Jugendlichen zur „Feier der Lebenswende“ auf. In dieser Konkurrenzveranstaltung und „gottgläubign“ Alternative zur Konfirmation erhielten z. B. in Gettorf im Jahre 1939 11 Jungen und 9 Mädchen die Jugendweihe. Mit jeweils einer Ausnahme nahmen allerdings die gleichen Jugendlichen auch an der zehn Tage später stattfinden Konfirmation in der Gettorfer Kirche teil.
Der Bürgermeister schrieb über die Lebenswendfeier in der Gettorfer Chronik: „Die Feier hat bei den Kindern und auch den Erwachsenen großen Anklang gefunden, wenn auch leider die Kirche diese Feier durch eine Veranstaltung in der Kirche zu Gettorf stören musste. Nur einige wenige waren der Lebenswendfeier fern geblieben, um noch der Kirche zu folgen.“ In Wirklichkeit blieben die Menschen in Gettorf und den anderen Landgemeinden ihrer Kirche sehr treu. Unter dem äußeren Druck beteiligte man sich zwar auch an den Veranstaltungen der NSDAP, aber als Ersatz für die Begleitung der Kirche in den besonderen Situationen des Lebens wollte man sie nicht sehen. So hielten sich auch die Kirchenaustritte im Bereich der Propstei Eckernförde sehr in Grenzen.
Gefallenengedenkfeiern
In den ersten Kriegjahren wurde in den meisten Kirchengemeinden für jeden einzelnen Gefallenen in der Gemeinde, sofern er der Kirche angehörte, ein Gedenkgottesdienst gehalten. Als die Zahl der Gefallenen allerdings stieg, wurde das Gedenken der Gefallenen in den Sonntagsgottesdienst verlegt. Ab 1942 konnten vielerorts die Gottesdienste im Winter nicht mehr in den Kirchen stattfinden, weil es an Heizmaterial mangelte. Sie wurden in die Gemeinderäume verlegt. „Nur die Festgottesdienste und die Gefallenengedenkfeiern können – z.T. durch Feuerungsspenden aus der Gemeinde im Gotteshaus stattfinden.“ (Chronik Waabs). Bei dieser Gelegenheit wies der Waabser Pastor darauf hin, dass die Gottesdienste weiterhin ganz gut besucht wären und die Kollekte sogar sehr gut sei: „Das Geld ist reichlich, weil fast sämtliche Waren und Lebensmittel rationiert sind oder nicht mehr hergestellt werden.“
Die Nachkriegszeit
Durch die Flüchtlinge, vornehmlich aus Ost- und Westpreußen sowie Pommern, veränderte sich das kirchliche Leben sehr. Die Flüchtlinge nahmen in vielen Gemeinden viel intensiver am kirchlichen Leben teil, als es die Schleswig-Holsteiner zu tun gewohnt waren und prägten damit das Gemeindeleben neu. Pastor Gerts aus Waabs schrieb dazu 1945: „Waabs erlebt, wie so viele Schleswig-Holsteinische Gemeinden - nun vielleicht zum ersten Mal in seiner Geschichte - was wirkliche christliche Gemeinde ist. Aber zur selben Zeit ziehen sich die Einheimischen um so mehr aus dem kirchlichen Leben zurück.“ Viele Pastoren beschrieben die Spannungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Oft waren sie als amtlich bestellte Schiedsmänner in Wohnungssachen tätig. Es war dies ein schweres Amt, wie alle betonten.
In allen Gemeindechroniken wurde die große Not beschrieben, unter der vor allem die Flüchtlinge zu leiden hatten. Viele Alte und Kinder starben und mancher Pastor klagte, dass sein Friedhof an die Grenze der Aufnahmefähigkeit gekommen sei. In mehreren Chroniken fanden sich erschütternde Berichte über das, was sich täglich auf den Friedhöfen abspielte: „Allein auf dem Borbyer Friedhof finden im Frühsommer 1945 bis zu zehn und mehr Beerdigungen täglich statt. Ganze Reihen von weißen Kindersärgen sinken in die Gruft, an der sich ergreifende Szenen abspielen. Mütter bringen ihr viertes, fünftes Kind zum Friedhof...Kleine Geschwister stehen Hand in Hand verwaist an den Särgen ihrer Mütter. Für ihre Unterbringung muss gesorgt werden....“
Nach Kriegsende werden in allen Kirchen regelmäßig unter reger Beteiligung der Bevölkerung Fürbittgottesdienste für die Vermissten und Gefangenen gehalten, die auch zumeist namentlich erwähnt wurden.
Der wirtschaftliche Aufschwung und der zunehmende Wohlstand weiter Bevölkerungskreise in den sechziger Jahren schenkte den Kirchengemeinden gute Kirchensteuererträgnisse. Sie ermöglichten eine ganze Reihe von neuen Kirchbauten. Kapellen wurden errichtet in Borgstedt, Friedland, Loose Schinkel und Groß Wittensee; Kirchenneubauten gab es in Altenholz, Barkelsby, Osdorf und Schilksee. In allen Kirchengemeinden, außer in Hütten, entstanden evangelische Kindergärten. Mit der Trägerschaft dieser Einrichtungen bringen die Kirchengemeinden bis heute einen bedeutenden sozialen Beitrag für die jungen Familien in unserer Gesellschaft. Einige Kirchengemeinden geben mehr als 30% ihres gesamten Finanzaufkommens allein für diese Einrichtungen aus.
In den sechziger Jahren entstanden auch die meisten anderen großen sozialen Engagements des Kirchenkreises. Neu aufgebaut wurden ein Diakonisches Werk mit dem Arbeitsschwerpunkt in der Suchtprävention, eine Familienbildungsstätte, eine Beratungsstelle für Erziehungs- und Lebensfragen, ein Frauenwerk, die Kur- und Urlauberseelsorge in Damp, die Krankenhausseelsorge in Eckernförde und Damp, Schulpfarrstellen und eine flächendeckende Jugendarbeit in den Kirchengemeinden und dem Kirchenkreisjugendwerk.
Insgesamt stehen 35 Pastorinnen und Pastoren, 470 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und etwa doppelt so viele Ehrenamtliche im kirchlichen Dienst. Neue Arbeitsfelder sind in den letzten Jahren mit der Errichtung des Diakonie-Altenhilfe-Zentrums St. Martin in Eckernförde, sowie mit der Hospiz-Initiative und der Notfallseelsorge entstanden.
Blickt man auf 150 Jahre kirchlicher Arbeit in der Region rund um die Eckernförder Bucht zurück, kann man zusammenfassend sagen: Immer wieder haben sich durch politischen Wandel die Rahmenbedingungen der kirchlichen Arbeit von Zeit zu Zeit verändert. Diese Veränderungen und auch die damit verbundenen Akzeptanzschwankungen haben aber nie die grundsätzliche Bedeutung der Kirche für die Menschen in Frage stellen können. Besonders in Krisenzeiten, wie dem Zweiten Weltkrieg und in den Notjahren danach, war ihr seelsorgerlicher Dienst unentbehrlich. Bis heute lässt sich diese Tendenz nachweisen. In der BSE-Krise haben die von ihr betroffenen Menschen ebenso seelsorgerliche Betreuung und Begleitung von der Kirche erfahren wie die Gesellschaft insgesamt nach den Ereignissen des 11. September. Die Bedeutung der kirchlichen Arbeit ist sicher auch darin zu sehen, dass sie flächendeckend und generationenübergreifend geleistet wird. Entgegen allen anderen Institutionen hat sich die Kirche nicht aus den Dörfern zurück gezogen. Auch in kleineren Gemeinden bleibt die Pfarrstelle besetzt und ist noch an jedem Sonntag Gottesdienst. Die Kirche ist und bleibt eng mit Lebenswelt der Menschen verbunden. Daran hat sich in den letzten 150 Jahren im Wesentlichen nichts verändert. Voraussichtlich wird sich daran auch in den nächsten 150 Jahren – so Gott will – nichts Wesentliches ändern.
Knut Kammholz