Rendsburg-Eckernförde – Es summt und flattert auf den Friedhöfen. Insbesondere an den Rändern und an Stellen, wo schon lange keine Gräber mehr angelegt werden, sind vielerorts Blütenwiesen entstanden. Das Artenschutzprojekt „Blütenhöfe21“ von Julia-Maria Hermann, Umweltbeauftragte des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde, hat erste Erfolge zu verzeichnen. In Sieseby, Hohenwestedt, Fleckeby, Kosel, Owschlag, Brekendorf, Rieseby, Rendsburg St. Jürgen und Nortorf summte und flatterte es auf den Friedhöfen oder anderen Flächen der Kirchengemeinden. In Schinkel stehen zudem die neu gestifteten Apfelbäume wie eine Eins.
Ein ganz besonders schönes Bild bot sich dabei auf der Friedhof Brekendorf der Kirchengemeinde Hütten sowie auf dem Friedhof der Kirchengemeinde Owschlag: Hier blühten Mohn- und Kornblume, Saat-Wucherblume, Kornrade, Acker-Rittersporn in leuchtendem Gelb, Rosa, Rot und Blau. Dies hat sich auch in der NABU-Insektensommer-Zählung niedergeschlagen. „Etwa dreißig Arten und Gattungen von Insekten haben wir dort in nur einer Stunde gezählt, hübsche Schmetterlinge, die zu den Bläulingen gehören und durch den Schwund an artenreichen Wiesen zunehmend gefährdet sind“, sagt Hermann. Auch die metallisch glänzende Messing-Eule, ein Nachtfalter, war darunter. Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer fanden in den vielgestaltigen Blüten Schutz und Nahrung.
Brekendorf war mit der Artenvielfalt auf dem Friedhof unter den zehn besten gemeldeten Flächen landesweit – sowohl was die Artenanzahl als auch die Vielfalt der Insektengruppen angeht. Für die Friedhöfe bedeuten die Blühwiesen eine Umstellung und für einige Besucherinnen und Besucher sind sie ein ungewohntes, für manche auch ein störendes Bild. Hier sei noch Aufklärungsarbeit nötig, sagt Hermann. Sie wirbt außerdem dafür, dass auch die Grasflächen nicht mehr so häufig gemäht werden, damit sich die Kräuter im Rasen besser entwickeln können. So ist zum Beispiel das Habichtskraut nach ihrer Beobachtung eine sehr wertvolle Pflanze für Bienen und andere Insekten zu einem Zeitpunkt, da die meisten anderen Wildkräuter verblühen. Es sollte stehen bleiben und erst gemäht werden, wenn es die Samen in Form von Pusteblumen ausgebildet hat.
Geduld ist bei den Blütenwiesen gleich zweimal vonnöten: Während der Entwicklung, die sich bei vielen heimischen Arten vom Herbst bis in den darauffolgenden Sommer erstreckt, und im Spätsommer nach der Blüte. Blumen aus den Blütenwiesen sind oft von den vielen Insekten bestäubt worden und bilden Samen. „Das kostet richtig Nährstoffe und geht deshalb mit dem Welken der übrigen Pflanzenteile einher“, erläutert Julia-Maria Hermann. Dass das dann nicht so schön aussehe wie eine bunte Wiese sei klar, aber es ist Teil des Lebenskreislaufes, um den es im Projekt Blütenhöfe schließlich geht. Sie hofft, dass die Besucherinnen und Besucher auf den Friedhöfen dies verstehen und im Sinne des Artenschutzes respektieren. Und sie wünscht sich für das kommende Jahr mehr Kirchengemeinden, die Blühmischungen bei ihr ordern und auf den Friedhöfen und an anderen geordneten Plätzen aussäen.