Eckernförde – Treppe hochgeklappt, ein Ruck, und dann rollt die Schäferwagenkirche sanft vom Eckernförder Strand. Die Saison ist vorüber, ein Trecker zieht die mobile Kirche des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde aus dem Sand, und Anton Kraack lädt sie auf seinen Hänger. Kraack ist Chef der Schäferwagenmanufaktur in Oersberg bei Kappeln und hat die Kirche vor einem halben Jahr gefertigt – nun will er ihr im Winterlager noch einige Dinge hinzufügen.
„Wir haben gemerkt, dass wir in der Sommerhitze am Strand Lüftungsschlitze sehr gut brauchen können“, sagt Tourismuspastorin Brigitte Gottuk und lacht. „Und dazu einen Stromanschluss, denn ab Ende November soll unsere kleine Kirche ja wieder auf dem Eckernförder Weihnachtsmarkt stehen.“ Dann läuft in ihr die Ausstellung ‚Treffpunkt Bethlehem‘ mit biblischen Figuren, zudem wird sie zur Anlaufstelle fürs Adventsliedersingen und für die Reihe ‚Momente im Advent‘.
Vielfältige Resonanz im ersten Sommer
In ihrer ersten Saison gab es auf die Schäferwagenkirche, eingeweiht Mitte Juni mit einem Gottesdienst, eine tolle Resonanz, sagt Gottuk. „Im Laufe eines Tages haben mal zehn, mal fünfzig Neugierige hereingeschaut, sich einen Moment lang auf die Bank gesetzt oder Fotos geknipst mit dem Altarfenster und dem Meer dahinter. Und viele haben auch neugierig unsere Kirchenhüterinnen und -hütern befragt und sind ins Gespräch gekommen.“ Bei den Veranstaltungen besuchten ebenfalls viele Menschen die mobile Kirche am Strand: zur Band „Farvenspeel“ mehr als 80, zum Abschlussgottesdienst gut 50. Brigitte Gottuk ist begeistert: „Christinnen und Christen vollkommen unterschiedlicher Prägung feiern zusammen Gottesdienst im öffentlichen Raum – allein das ist ein sehr starkes Zeichen nach außen.“ Und was hat sie selbst am meisten berührt? „Die Anfrage einer Mutter, die für ihren zehnjährigen Sohn mit einer Segenshandlung einen zusätzlichen Namen wünschte: Leonhard. Damit er für seinen letzten Weg Löwenmut bekommt… das war meine erste ‚Amtshandlung‘ in der Schäferwagenkirche.“
Im Gästebuch finden sich zahlreiche Kommentare beglückter Besucherinnen und Besucher, ob aus Eckernförde oder Osdorf, Bergisch Gladbach oder der Ostschweiz. „Vielen lieben Dank für die 20 min Besinnung an diesem schönen Ort“, schreibt etwa eine Familie aus Stuttgart. Eine Gruppe aus Solingen notierte: „Kirche unterwegs, dahin, wo die Menschen sind. Eine sehr schöne Idee. Alles Gute und Gottes Segen dafür!“ Und eine „glückliche Patenoma“ schreibt: „Liebe Gemeinde der Schäferwagenkirche, wir haben heute die Taufe unseres Sohnes Matti gefeiert. Dankeschön für den wunderbaren Taufgottesdienst!“
Leichter Charakter, tiefes Gespräch
Eine Spenderin aus der Schweiz schickte ihren Gruß per Briefumschlag: „Liebe Strandkirche, es ist so schön, dass Du da bist. Damit Du weiterhin den Menschen viel Freude und Segen schenken kannst, habe ich etwas in die Karte gelegt. Deine Chefin weiß ja, was Du noch brauchst.“ Die Chefin schmunzelt. „Davon bezahle ich vielleicht den Stromanschluss auf dem Weihnachtsmarkt.“ Doch dann fügt sie ernst hinzu: „Die Schäferwagenkirche weckt offenbar Bedürfnisse nach Stille und tiefem Gespräch in den Menschen, zugleich hat sie einen leichteren Charakter als unsere schönen alten, aber eben auch ehrwürdigen Kirchen – viele Menschen trauen sich mit ihren Anfragen eher in den hellen kleinen Wagen hinein.“
Und natürlich, sagt die Tourismuspastorin, freue sie sich auf den Tag, wenn der Trecker ihre Kirche wieder auf den Eckernförder Strand ziehen wird, sie die Treppe herunterklappt und das Schild mit der Aufschrift „Ich habe Zeit“ neben die geöffnete Tür hängt. Ihre Kirche kann ja auch den Kirchengemeinden rund um Eckernförde als wunderbares Ausflugsziel für Kitas, Konfirmanden- oder Seniorenkreis-Fahrradtouren dienen. Oder für Taufen und Hochzeiten. Ein Fernsehsender hat bereits angefragt.