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Der Kita Borby hat sie ein Gesicht gegeben

  • Vorlesen liegt Kitaleiterin Ute Heyn am Herzen: Heute sind Lene (3) und Thore (5) dabei.

Eckernförde – Ute Heyn liebt Vorlesen. „Ich sitze gerne auf dem Boden bei den Kindern. So komme ich leicht mit ihnen ins Gespräch“, sagt die Leiterin der evangelischen Kita Borby. Besonders gerne holt die 65-Jährige dafür Bücher von Astrid Lindgren aus dem Schrank. Heute darf aber das Buch Thore aussuchen. Er entscheidet sich für „Teddys Ausflug in die Welt“.

Es sind Momente wie diese, die sie an ihrer Arbeit so mag. „Wir sind ganz dicht an den Kindern dran und schauen, was sie gerade brauchen“, sagt Ute Heyn. Seit 31 Jahren ist sie Erzieherin der Kita Borby. Seit 25 Jahren leitet sie die Einrichtung, zu der fünf Elementargruppen und zwei Krippengruppen gehören. Insgesamt werden 115 Kinder betreut. Am Sonntag, 21. Juli, um 10 Uhr wird Ute Heyn in einem Gottesdienst auf der Apfelwiese in den Ruhestand verabschiedet.

Ein Beruf, der Sinn macht
Der Wunsch, Erzieherin zu werden, stand schon früh für sie fest. „Ich wollte einen Beruf, bei dem ich mit Menschen zusammen bin und mich kümmern kann.“ Als Kind sei sie stolze Mama von neun Puppen gewesen, sagt sie und schmunzelt. Aufgewachsen mit vier Geschwistern in Plön, ist ihr Familie wichtig. Mit den Geschwistern pflegt sie guten Kontakt. Sie selbst gründete eine eigene Familie, bekam vier Jungs. Ihr Familienbild hat auch ihre Arbeit in Borby geprägt. Raum für die eigene Entwicklung geben, Geborgenheit schenken, Selbstbewusstsein stärken: Das ist ihr wichtig. „Bei uns in der Kita und in der Kirchengemeinde sind Familien zu Hause“, sagt sie.

Durch die eigenen Kinder den Kontakt nach Borby bekommen
Im Alter von 16 Jahren besuchte Ute Heyn die Erzieherfachschule in Plön. Zunächst arbeitete sie ein Jahr in einer Kita in Plön. „Damals bauten wir morgens verschiedene Spielstationen auf. Die Kinder mussten sich dann entscheiden, wo sie spielen wollten. Freies Spiel wie heute gab es nicht. Es war alles viel reglementierter“, erinnert sie sich. Um 13 Uhr wurden die Kinder wieder abgeholt. Es folgten Stationen in einem Kinderheim und in einem SOS-Kinderdorf. Eine spannende und lehrreiche Zeit sei das gewesen. Nach der Geburt der ersten drei Kinder zog die Familie nach Eckernförde. „Und da angekommen, bekamen wir keinen Kitaplatz“, sagt sie. Sie wollte, dass ihr Sohn die evangelische Kita in Borby besucht. Sie wartete auf den Platz über ein Jahr. „Damals war die Kita noch im Gemeindehaus untergebracht“, sagt sie. Mittlerweile ist die Kita in einem kindgerechten Neubau gegenüber dem Gemeindehaus zu finden. Da das damalige Team wusste, dass sie Erzieherin ist, wurde sie bei Engpässen gefragt, ob sie einspringen könne. Konnte sie. Der erste Vertrag als Springkraft folgte, dann der Vertrag als feste Mitarbeiterin einer Kitagruppe. Vor 25 Jahren kam dann die Anfrage, ob sie die Leitung vertreten könne. Auch das konnte sie und sie blieb die Leitung.

Dankbar für die Zeit
Viele Kinder hat sie aufwachsen sehen, Elterngespräche geführt, Personalverantwortung gehabt: Ja, viel Energie und Arbeit habe sie investiert. „Zurückbekommen habe ich viel Freude“, sagt sie. Die Arbeit mit Kindern füllt sie aus. „Kinder geben einem eine Menge zurück. Sie sind ehrlich und vertrauensvoll“, sagt Ute Heyn. Auch die Arbeit mit den Eltern schätzt sie. „Ich habe versucht, immer Augen und Ohren offenzuhalten, um ein Verständnis dafür zu bekommen, was die Menschen gerade bewegt.“ Für ihr engagiertes Team ist sie sehr dankbar. „Das Ganze hier ist eine Teamleistung. Anders würde die Arbeit hier nicht funktionieren.“ Und ohne die Unterstützung der Kirchengemeinde Borby, Trägerin der Einrichtung, und der Stadt Eckernförde hätte manche Idee nicht umgesetzt werden können. Auch für diese gute Zusammenarbeit ist sie dankbar.

Der Glaube ist wichtig
Für Ute Heyn ist die Kita Borby in all den Jahren Heimat gewesen. Auch in der Kirchengemeinde engagiert sie sich, ist Mitglied im Kirchengemeinderat. Außerdem hat sie das Familienzentrum mit aufgebaut. „Mit Gott groß werden“, das Motto der evangelischen Kitas in der Nordkirche, ist auch Heyns Motto. „In Plön hatten wir eine wunderbare Diakonin. Wenn sonntags Kindergottesdienst war, war ich da. Der Termin war gesetzt.“ Der Glaube an Gott gebe ihr Kraft und Geborgenheit. Dieses Gottvertrauen hat sie sich für ihre eigenen Kinder gewünscht und es war die Basis ihrer Arbeit in Borby. „Aktiv den christlichen Glauben leben und vermitteln. Das war mir wichtig.“

Es gibt aber etwas, dass sie zunehmend in ihrer Arbeit vermisst: Zeit. Vieles solle heute schnell gehen. Manchmal brauche es aber Zeit, um Dinge zu reflektieren. Und auch Erziehung brauche Zeit. In ihren Augen sind Kinder und Familien heute ganz anders gefordert als früher. Ihr großer Wunsch für die Zukunft ist, dass die Familienarbeit in Borby erhalten bleibt. Nach einer längeren Pause kann sie sich auch gut vorstellen, sich im Ruhestand in der Kita und im Familienzentrum ehrenamtlich zu engagieren. Aber vorher will sie ein Jahr andere Dinge machen: verreisen, ihre Kinder und Enkelkinder häufiger besuchen, schwimmen und laufen gehen. „Ich freue mich darauf, tun und lassen zu können, was ich will“, sagt sie. Und vielleicht wird sie irgendwann wieder auf dem Boden bei den Kindern sitzen, um ihnen ein Buch vorzulesen.

 

Kirche im Norden