Wacken – Der Probedienst ist beendet, der Kirchengemeinderat hat gewählt: Pastorin Alisa Mühlfried ist richtig gut in Wacken angekommen und nun auch offiziell ins Amt eingeführt.
Seit zwei Jahren schon ist Mühlfried in Wacken, sodass sich vielleicht die Frage stellt: Warum dieser Gottesdienst? Das erläuterte Propst Matthias Krüger der Gemeinde: „Die Einführung ist wichtig für uns als Pastorinnen und Pastoren nach der Probedienstzeit. Es ist auch die Übernahme in ein Dienstverhältnis auf Lebenszeit zu unserer Kirche. Diese gegenseitige Verpflichtung schafft Sicherheit und Perspektive. Auch für die Kirchengemeinde.“ Er blickte zurück auf die bisherige Arbeit: „Zum Wacken OpenAir fragen Sie ‚Wie bekommen wir die Menschen in die Kirche, was brauchen sie?‘, Ehrenamtliche gewinnen Sie, weil Sie ihnen etwas zutrauen. Die Seelsorge ist Ihnen wichtig, so ist ein Trauercafé entstanden. Und wenn dann doch mal eine Wand im Weg ist, geht es auch schon mal mitten durch. Oder Sie stehen fröhlich wieder auf, reiben sich die Augen und probieren etwas Neues.“
In ihrer Predigt beschäftigte sich Mühlfried mit Hoffnungsvisionen, Ausgangspunkt war der Predigttext aus Micha 4, 1-5. „Ja schreit es in mir, ich will Frieden sehen und Freude. Ich will Trommeln und Trompeten hören, lachende Kinder und fröhliche Alte. Ich will, dass niemand mehr weiß, was das Wort „Krieg“ eigentlich bedeutet. Aber das Bild flackert. Zwischen Trommeln und Trompeten hallen Gewehrschüsse und Bombeneinschläge. Statt Kinderlachen Schreie der Angst und Tränen der Verzweiflung. Da ist sie dann, diese Wut und Verzweiflung. Verbitterung drängt sich in den Vordergrund und ist ernüchternd.“ Sie fragt, wie man noch an eine Zeit des Friedens glauben soll, wenn doch von Jahr zu Jahr die Weltlage schlimmer zu werden scheint? Sie sei zwiegespalten, wenn sie Texte wie den von Micha lese: „Bin auf der einen Seite wütend über diese Worte, die so unendlich utopisch und weit weg wirken und auf der anderen Seite trotzig. Ich will daran glauben, an einen Gott, der die Wogen glättet, an Jesus, der Frieden bringen will und an eine Menschheit, die aktiv mithelfen möchte. Ich kenne dieses Gefühl als Hoffnungstrotz. Frech die Nase hochrecken, die Schultern straffen und sagen ‚Ja, aber..‘ Die Hoffnung hochhalten, weil sich alles andere falsch anfühlt.“
Diese Hoffnung kann sie nun verbreiten, in dieser ihrer Kirchengemeinde Wacken. In der nächsten Zeit allerdings nur eingeschränkt, denn ihr steht ein besonderer Segen ins Haus: Im März erwarten Pastorin Mühlfried und ihr Mann ihr erstes Kind. Schon der Philosoph Rabindranath Tagore sagte einst: „Jedes Kind kommt mit der Botschaft, dass Gott die Hoffnung auf die Menschheit noch nicht aufgegeben hat.“