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Zweiter Fachtag Autismus: Eine Betroffene berichtet

  • Gibt Einblicke in die Lebenswelt mit Asperger-Syndrom: Dr. Christine Preißmann.

Einen Einblick in den Alltag einer Betroffenen mit Asperger-Syndrom bekamen die Teilnehmer des zweiten Fachtages Autismus des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde in Kooperation mit dem Elternverein Autismus-Nord am vergangenen Sonnabend, 13. April. Rund neunzig Interessierte, Betroffene, Angehörige und Fachleute, nahmen an der Veranstaltung im Haus für Soziale Dienste der AWO in Büdelsdorf teil, zu der Kreispräsident Lutz Clefsen ein Grußwort sprach.

Den Hauptvortrag hielt als Gastrednerin Dr. Christine Preißmann, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapie. Sie selbst ist Betroffene. Preißmann, Jahrgang 1970, bekam im Alter von 27 Jahren die Diagnose Asperger-Syndrom.

„Die Schuljahre sind die schwierigste Zeit“, erklärte sie zu Beginn ihres Vortrages. In dieser Zeit bräuchten Kinder mit Autismus Schutz und Förderung. Sie selbst berichtete den Gästen auch aus ihrer Schulzeit. Sie habe sich kaum am Unterricht beteiligt, galt als faul, desinteressiert und merkwürdig. In Betragen sei ihre Note sehr schlecht gewesen. „Dadurch wäre ich fast einmal sitzengeblieben“, berichtet sie. In Ordnung dagegen hatte sie eine Eins. Anhand dieses Beispiels stellte Preißmann die Probleme von autistischen Menschen dar. „Sie haben Schwierigkeiten bei Kommunikation und sozialer Interaktion und Probleme mit Mimik, Gestik und Blickkontakt.“ Oft seien sie Einzelgänger und häufig Mobbing ausgesetzt. „Sie können schwer einschätzen, ob es jemand gut mit ihnen meint oder nicht.“ Autistische Menschen lieben dagegen alles Planbare, Struktur und Ordnung. Veränderungen machten ihnen Angst und verursachten Stress. „Autistische Menschen benötigen Routinen, Rituale und Stabilität.“ Auch über die Stärken von Autisten berichtete Preißmann. Sie seien pünktlich, zuverlässig, würden exakt arbeiten, um ein nahezu perfektes Ergebnis zu erzielen und möchten nicht dauernd mit Kollegen Pause machen. „Dadurch sind sie in manchen Bereichen nahezu perfekte Arbeitnehmer“, sagte Preißmann. Die Ärztin wünscht sich, dass nicht nur die Einschränkungen von Menschen mit Autismus wahrgenommen werden. „Wir Menschen mit Autismus haben durchaus  auch ein glückliches Leben, und wir haben durchaus auch unsere Vorzüge.“ Sie möchte, dass die Ressourcen, Liebenswürdigkeit und Fröhlichkeit, Lebensfreude und Kraft von Menschen mit Autismus die Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

Bernd Maaß und Gunnar Röpke, Vertreter des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen (IQSH) mit dem Schwerpunkt Autismus, zeigten dann ganz praktische Hilfe für Kinder mit Autismus auf. Dazu gehörte unter anderem die Schulbesuchsbegleitung, die auch von dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde angeboten wird. Ulrich Kaminski, zuständiger Fachbereichsleiter, benannte weitere Angebote der Diakonie: Autismus spezifische Einzelförderung, Autismus spezifische Familienberatung sowie familienentlastende Dienste für Kinder und Jugendliche, die von einer wesentlichen seelischen Behinderung betroffen sind. Diese Angebote werden von Aktion Mensch unterstützt. Weitere Informationen gibt es beim Diakonischen Werk, Telefon 04331/696350, E-Mail info@diakonie-rd-eck.de, Web www.diakonie-rd-eck.de.

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