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Zukunft der Kirchengemeinde Thema der Synode

  • Oberkirchenrat Mathias Lenz stellte der Synode die Überlegungen des Zukunftsprozesses der Nordkirche vor.
  • Die Synode verfolgte interessiert die Ausführungen von Mathias Lenz.
  • Propst Matthias Krüger sprach am Ende der Diskussion über die möglichen Aufgaben der Synodalen im Veränderungsprozess.

Rendsburg - Wie kann und soll christliche Gemeinde im Wandel gestaltet werden? Mögliche Antworten auf diese Frage stellte Oberkirchenrat Mathias Lenz den Synodalen bei der zweiten Tagung der Kirchenkreissynode vor. Das Eckpunktepapier stammt von einer Arbeitsgruppe, die sich einem der fünf Projekte im zweiten Teil des Zukunftsprozesses der Nordkirche widmet. Eine christliche Gemeinde im Sinne des Papiers ist immer dort gegeben, wo Menschen in Gemeinschaft sind und das Evangelium in Wort und Sakrament und damit auch im Handeln prägend ist. Das Papier entwirft einen Vorschlag, wie Gemeinde, Kirchenmitgliedschaft und Kirchenkreise künftig organisiert, definiert und umgesetzt werden können.

Eine Gemeinde ist demnach unabhängig von ihrer Organisationsform. Das würde in der letzten Konsequenz die Abkehr von der reinen Ortsgemeinde bedeuten und den Begriff weiter fassen: Gemeinde kann dann zeitlich befristet oder ausschließlich digital sein, sich nur für ein Thema bilden oder einen Sozialraum umfassen. Darauf folgt logisch ein neuer Bezug für die Kirchenmitgliedschaft: Nicht mehr die Ortsgemeinde, sondern der Kirchenkreis wäre dann die Stelle, an der Kirchenmitgliedschaft verortet wird. In einem Kirchenkreis wären dann künftig nicht mehr nur Ortsgemeinden zusammengefasst, sondern auch die anderen Formen von Gemeinde sowie Kirchliche Bereiche.

Der Verkündigungsdienst wird von der Arbeitsgruppe nicht mehr ausschließlich pastoral betrachtet – mit Blick auf stetig sinkende Zahlen bei den Berufsanfänger*innen braucht es hier neue Wege. Es sollen Teams gebildet werden, zu denen auch Diakon*innen oder Kirchenmusiker*innen gehören. Im Fokus außerdem: Die ehren- und hauptamtliche Arbeit in den Kirchengemeinden. Hier brauche es eine Entlastung von Verwaltungsanforderungen, den Abbau überzogener Erwartungen und die Erlaubnis, auch Dinge zu lassen. Dann könne die Arbeit aus innerer Motivation kommen und immer wieder neu gestärkt werden, so Lenz im Vortrag.

Er stellte zudem klar: „Eine gut funktionierende Einheit muss nicht geändert, sondern gestärkt werden.“ Was mit gutem Funktionieren gemeint ist, erläutert das Papier ebenfalls. Die Arbeit in einer gut funktionierenden Einheit läuft so, dass der Auftrag der Kirche erfüllt wird und Menschen mit Freude daran mitwirken. Der Bezug zum Evangelium ist deutlich, die Finanzierung auskömmlich, Verwaltungs- und Trägeraufgaben sowie Arbeitgeberpflichten und die Bewirtschaftung der Gebäude und Liegenschaften werden effizient, verlässlich und korrekt erledigt und erfüllt. Außerdem sollen die Gemeinden Teil des sie umgebenden Sozialraumes sein, also in Beziehung mit kommunalen, regionalen oder anderen Partner*innen stehen. Das Papier wünscht sich zudem, dass nicht die Anzahl, sondern die Qualität der Angebote im Vordergrund steht.

Eine klare Position hat die Arbeitsgruppe zu Gebäuden: Diese haben eine dienende Funktion und ihr Erhalt ist kein Selbstzweck. Um die Kosten drastisch senken und die Vorgaben zur Klimaneutralität erfüllen zu können, müssen kirchliche Gebäude umgenutzt oder auch verkauft werden, wenn sie nicht mehr benötigt oder nicht mehr finanziert werden können.

In der Folge würden diese Veränderungen eine deutlich stärkere Zentralisierung vor allem der Organisation und der Verwaltung auf die Ebene der Kirchenkreise bedeuten. Dort sollten dann die Themen Kita, Friedhof, Gebäude und Verwaltung angesiedelt sein und bearbeitet werden. In den Gemeinden vor Ort und den regionalen Räumen würde der Fokus stärker auf der inhaltlichen Arbeit liegen. Das gleiche würde für Themengemeinden gelten, die auch als „Erprobungsräume“ beschrieben werden. Laut Mathias Lenz könnten dies beispielsweise Tauffeste, Kita-Kirche oder auch eine Jugendgemeinde sein. Um all dies umsetzen zu können, müssen Gesetzesänderungen von der Landessynode beschlossen werden.

Die anschließende Diskussion eröffnete Pastorin Maike Bendig mit einer konkreten Nachfrage zum letzten Punkt: „Wann kann das denn losgehen?“ Die Antwort von Mathias Lenz: „Wenn die Landessynode im September dieses Jahres dieses Eckpunktepapier beschließen würde, könnte das Landeskirchenamt einen Auftrag zur Erarbeitung der Gesetzesänderungen bekommen. Da diese Änderungen in anderen Landeskirchen zum Teil schon umgesetzt seien, würde diese Arbeit nicht bei Null beginnen und es könnte sein, dass die Landessynode im September 2025 bereits über die Gesetzesänderungen beschließen könnte.“

Hans-Hinrich Blunck, Ehrenamtlicher aus der Kirchengemeinde Rendsburg berichtete aus seiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit vor Ort: „Die derzeitige Gesetzeslage in Bezug auf Gebäude und die Nutzung von Finanzmitteln macht uns sehr unbeweglich. Außerdem bitte ich zu Bedenken, dass kirchliche Bindung durch die Arbeit vor Ort entsteht, nicht durch landeskirchliche Strukturen!“ Dieser Einwurf erhielt Zustimmung von Lenz, der die Gesetzeslage ebenfalls als nicht mehr zeitgemäß beschrieb und eine Veränderung in Aussicht stellte. „Wir werden unseren Besitz verringern müssen, um mit den freiwerdenden Geldern Arbeit finanzieren zu können. Arbeit, die selbstverständlich vor Ort passieren muss und soll – dafür möchte unser Papier noch mehr Möglichkeiten schaffen.“

Propst Matthias Krüger wies zum Abschluss der Diskussion darauf hin, dass auf die Synode viel Arbeit zukomme. Viele der Vorschläge seien Ideen und Möglichkeiten. „Das macht die Sache für die Kirchenkreissynode spannend, sie muss entscheiden, was geändert wird und was bestehen bleiben kann.“ Bei den Entscheidungen gehe es in den meisten Fällen um Ermöglichungen.

Kirche im Norden