Rendsburg - An der Kasse sitzt Jakob Böttiger ganz souverän. Nach zwei Wochen Praktikum kennt der Schüler der Büdelsdorfer Heinrich-Heine-Schule den Rendsburger Weltladen in der Nienstadtstraße 9 ganz genau. Auch die Kasse. Der 17-Jährige ist der erste Praktikant im Laden. Hier hat er die Zusammenhänge des fairen Handels, die verschiedenen Siegel für faire Produkte und natürlich auch das Kassieren kennen gelernt. „Wir freuen uns darüber, dass er als erster Praktikant gekommen ist und dass im April bereits der nächste folgt“, sagt Dorothea Heiland. Die pensionierte Pastorin ist eine der Gründerinnen des Rendsburger Weltladens, der seit 1984 ein eigenes Ladengeschäft führt. Bis heute ist sie mit dabei. Sie ist stolz auf den Erfolg des Ladens, der mit dem Umzug in die Innenstadt vor einem Jahr seinen Umsatz gewaltig steigern konnte.
„Der Laden ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht“, sagt sie. „Wir haben grob gerechnet das Dreifache an Umsatz gemacht.“ Gleichzeitig hat der Weltladen, hinter dem ein Verein steht, aber auch höhere Ausgaben. War er vorher in einem Raum im Haus der Kirche an St. Marien untergebracht, muss er jetzt seine Miete und die Nebenkosten selbst tragen. Dabei wird er vom Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde unterstützt. Der Laden steht für Veranstaltungen offen, für Praktikanten und generell eine engere Kooperation mit den Schulen in Rendsburg und Umgebung. Dass Jakob Böttiger das Praktikum im Laden absolviert hat, ist auch ein Verdienst von Gesine Gehl-Marzinzik. Die pensionierte Lehrerin hat für den Weltladen die Schulen der Stadt angeschrieben und darum geworben, dass Schülerinnen und Schüler ein Wirtschaftspraktikum im Weltladen absolvieren können.
„Beim Wirtschaftspraktikum geht es darum, dass die Schüler die wirtschaftlichen Zusammenhänge in der Praxis kennen lernen, weniger um die Berufsorientierung“, sagt sie. Für Jakob Böttiger war die Wahl des Praktikumsorts ein Glückgriff. „Es hat von vornherein gepasst“, sagt er. „Ich kannte den fairen Handel schon durch meinen Onkel, der als Entwicklungshelfer in Afrika arbeitet.“ Ohnehin sei seine Generation sensibilisiert und habe ein starkes Bewusstsein für den fairen Handel und für den Umweltschutz entwickelt, sagt er. „Ich achte auch beim Einkaufen auf faire Produkte, vor allem bei Schokolade und Bananen.“ Durch sein Praktikum weiß er nun noch besser, was genau den fairen Handel ausmacht und welche unterschiedlichen Bedeutungen die Siegel des fairen Handels haben. Ist bei dem einen nur ein Anteil von fair gehandelten Inhaltsstoffen ein Muss, geht es bei anderen Siegeln darum, möglichst alles, was es fair gibt, auch zu verwenden.
„Die Produzenten von fair gehandelten Waren sollen sozial abgesichert sein, ihre Familien ernähren und ihre Kinder zur Schule schicken können“, fasst Dorothea Heiland einige Kernpunkte des fairen Handels zusammen. „Bildung ist dabei die Grundlage, um ein eigenständiges Leben zu führen.“ Vor diesem Hintergrund passt die Zusammenarbeit mit den Schulen ganz besonders gut. Gerade auch mit der Heinrich-Heine-Schule in Büdelsdorf, die seit Herbst 2017 eine „Fairtrade School“ ist. Lehrerin Tina Aktas ist die Sprecherin der Arbeitsgruppe an der Schule und an einer tieferen Kooperation mit dem Weltladen interessiert. Beispielsweise sucht sie Möglichkeiten für den leichteren Einkauf von Produkten. Schon jetzt werde im Lehrerzimmer nur fairer Kaffee gekocht, berichtet sie.