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Suchtberatung ist Hilfe zur Eingliederung in Arbeit

Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Armut und dem Risiko an einer Suchtstörung zu erkranken. Dies verdeutlichen die Zahlen, die das Diakonische Werk des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde in ihrem Jahresbericht zur Suchtgefahrenbekämpfung für 2013 vorgelegt hat.

Auch Hans-Jürgen Lauer, der Leiter der Fachbereichs Sucht im Diakonischen Werk, bestätigt eine Wechselbeziehung zwischen Sucht und Arbeitslosigkeit, bzw. zwischen Sucht und Armut. „Diese Korrelation hat in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen“, so Lauer. So ist die relativ größte Gruppe der Ratsuchenden mit fast 300 Personen unter den Arbeitslosengeld II („Harz IV“) oder Sozialhilfe Empfängern zu finden. Sie gelten als arm. „Viele der Klienten sind Langzeitarbeitslose. Nur etwa ein Fünftel aller Betroffenen haben eine feste Anstellung oder sind selbständig. Wer Drogen, dazu gehört auch der Alkohol, konsumiert, riskiert seinen Platz in unserer Gesellschaft“, so Lauer. Suchtberatung stellt für diese Personengruppe eine wichtige Hilfe auf dem Weg zur Eingliederung in Arbeit dar.
Die beiden Anlaufstellen für Suchtfragen in Rendsburg und Eckernförde stehen allen Bürgern, aber auch Behörden und sozialen Einrichtungen im Kreis zu allen Fragen des Suchtmittelkonsumrisikos zur Verfügung.
Insgesamt haben 810 Menschen, davon etwa doppelt so viele Männer wie Frauen, das Beratungsangebot im vergangenen Jahr angenommen. Am größten war (mit 328 Fällen) die Gruppe der Hilfesuchenden mit Alkoholproblemen, gefolgt von 214 Heroinanhängigen. Die Beratung von Konsumenten illegaler Drogen ist in Rendsburg wegen der Vergabestelle von Substitutionsmitteln besonders hoch. Die Betroffenen befinden sich in der Beratung meist hinsichtlich ihrer Rehabilitation oder in psychosozialer Begleitung bei der Substitution.
Es wurden Personen jeden Alters ab 13 Jahren beraten. Die meisten Ratsuchenden waren zwischen 22 und 40 Jahren alt.
Seit 25 Jahren spielt auch das Thema Suchtprävention in der Jugendzeit eine große Rolle. Die sogenannte Primärprävention, Veranstaltungen zur Aufklärung und Information für Gesunde in Schulklassen, Konfirmationsgruppen oder anderen Gruppen, wird dabei zunehmend von der „selektiven Prävention“ abgelöst. Ein Grund dafür ist die zunehmende wissenschaftliche Kritik an der Primärprävention, da die nachweisbaren positiven Effekte sehr gering sind. Auch haben Jugendliche oft Hemmungen, in ihren Gruppen offen über Probleme zu sprechen. Die Angst vor Mobbing und Diskriminierung scheint gestiegen zu sein.
Deshalb hat sich die selektive Prävention immer stärker durchgesetzt. Hier wenden sich die Berater zielgerichtet an auffällig gewordene Jugendliche und junge Erwachsene, teilweise mit gerichtlicher oder schulischer Auflage. Lauer hält dieses Vorgehen für wesentlich erfolgversprechender: „Wir schaffen dadurch fließende Übergänge von Beratung und Behandlung. Niedrigschwellige Prävention für betroffene Jugendliche bietet ein optimales soziales Auffangnetz“.
Im Kreisgebiet wurden in 2013 fast 100 Jugendliche zwischen 11 und 21 Jahren beraten. Oft besteht bei diesen Heranwachsenden noch keine Abhängigkeitserkrankung, aber ein Risikokonsum von Alkohol und/oder Cannabis.
Die Gespräche zeigten überwiegend sehr gute Verläufe. Das Ergebnis war häufig erfolgreich, in den meisten Fällen konnte eine positive Verhaltensänderung festgestellt werde.

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