Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Projekt „Be U“ fördert Integration über Sprach- und Wertevermittlung

  • Integration durch Spracherwerb
  • Projektleiter Samir Aloulou ist mit Herz bei der Sache.

Die Idee: Alltagsorientierte Angebote für Kinder und Jugendliche, bei denen sie Sprache lernen und anwenden müssen. In den Osterferien läuft zum Beispiel eine Aktion in den Räumen der Christkirchengemeinde, bei der pensionierte Lehrkräfte und Schüler und Schülerinnen von Rendsburger Gymnasien den Flüchtlingskindern helfen, das ABC und die Sprache zu lernen. Das Projekt ist eingebunden in die Netzwerke, die die Diakonie durch die Flüchtlings- und Migrationsberatung geknüpft hat: Als Beispiele seien Schulen, Kirchengemeinden, Kreis und Kommunen, Familienzentren oder Vereine genannt.

Eine neu erlernte Sprache festigt sich am besten, wenn sie gesprochen wird. Dafür braucht es neben Vokabeln und Grammatik auch Sprachselbstvertrauen, also die Sicherheit, dass das, was man sagt, auch richtig ist. Die bekommt nur, wer sich ausprobieren kann – zum Beispiel im Projekt „Be U“. Neben der Ferienaktion zum Spracherwerb bietet Projektleiter Samir Aloulou viele unterschiedliche Gruppenaktionen an: Er geht den Kindern zum Beispiel auf den Markt, wo sie neben der Sprache auch etwas darüber lernen, welche Produkte es in Deutschland gibt. Aber auch Schwimmkurse für Mädchen hat er schon auf die Beine gestellt. Andere Gruppen kochen, malen oder singen gemeinsam und lernen so, aufeinander zuzugehen. Vorurteile können abgebaut werden und das andere Kind und seine Kultur werden erlebbar. Alle Gruppen werden gemischt zusammengestellt, sodass immer deutsche Kinder und Flüchtlingskinder gemeinsam etwas unternehmen und miteinander lernen. Der Gedanke dahinter: Nicht nur die Sprache soll gelernt werden, die Kinder haben so auch Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Ein wichtiger Punkt dabei ist es aber auch, den Kindern westliche Werte wie etwa Gleichberechtigung zu vermitteln. „Wenn sich die Kindern zum Beispiel irgendwo anstellen müssen, stehen immer die Jungs vorne und die Mädchen hinten, die haben das ja alle so gelernt,“ erklärt Aloulou. Die Empörung bei den Jungs sei dann auch erstmal groß, wenn die Mädchen zuerst rein dürfen – das lege sich aber mit der Zeit: „Die Mädchen werden selbstbewusster, denen tut das richtig gut“, berichtet Aloulou mit sichtbarer Freude im Gesicht. Seine Erfahrung: Je jünger die Kinder sind, umso leichter nehmen sie die für sie neue Ordnung in der Gesellschaft an. 

Aloulou hat über diese Angebote hinaus begonnen, Sprach-Patenschaften zu vermitteln: „Ältere Schüler und Schülerinnen sollen in die Familien gehen und über die persönliche Beziehung, die sich dann entwickelt, Integration in beide Richtungen fördern.“ In beide Richtungen bedeutet in diesem Fall, dass auch sich für einheimische Schüler und Schülerinnen neue Welten öffnen, wenn sie mit fremden Kulturen und Gewohnheiten konfrontiert sind. „So entstehen im besten Fall lebenslange Beziehungen zwischen Familien“, ist sich Aloulou sicher.

Er hat bereits um die 20 solcher Partnerschaften angekurbelt: Dafür bringt er die Kinder und Jugendlichen in ungezwungener Atmosphäre zusammen und sorgt dafür, dass sie einander kennen lernen und ins Gespräch kommen. Die Flüchtlingskinder kommen aus den DaZ-Klassen dreier Rendsburger Schulen: Der Grundschule Rotenhof, der Altstadtschule und der Christian-Timm-Regionalschule. An diesen Schulen ist Aloulou Ansprechpartner für das Lehrpersonal, die Schulleitung und auch die Eltern, meist als Dolmetscher. Der gebürtige Tunesier spricht fließend deutsch, englisch, französisch, italienisch und arabisch. Um auch die persisch-sprachigen Flüchtlingskinder betreuen zu können, hat er Kontakte zu ehrenamtlichen Dolmetschern, die ihn bei Bedarf unterstützen. 

Die Paten für die Flüchtlinge kommen bisher überwiegend aus der Herderschule Rendsburg sowie dem beruflichen Gymnasium Osterrönfeld – Aloulou selbst stellt nur eine Bedingung an die Paten, die er nach wie vor sucht: Am besten sollten sie in der 9. Klasse sein, weil viele nach dem Abitur ihren bisherigen Heimatort verlassen. Er möchte die Patenschaften aber über viele Jahre begleiten und den Grundstein für langfristige Beziehungen legen.  

Fakten zum Projekt:
•    Start Anfang 2016, Laufzeit drei Jahre, Finanzierung Deutsche Fernsehlotterie
•    Träger Diakonisches Werk des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde gGmbH
•    Kontakt: info@diakonie-rd-eck.de

Kirche im Norden