Rendsburg – Wenn Frauen in Not sind, dann wird es für die Praxis ohne Grenzen in Rendsburg oft teuer. Schwangere Frauen, die keine Krankenversicherung haben und deren Entbindung bevorsteht, kommen häufiger zur Praxis in der Moltkestraße 1. Teamleiter Dr. Achim Diestelkamp und seine Kolleginnen und Kollegen, die allesamt ehrenamtlich unter dem Dach des Diakonischen Werks des Kirchenkreises Rendsburg Eckernförde arbeiten, helfen ihnen gerne. Aber sie sind auf Spenden angewiesen. Da kommen die 9000 Euro der Bürgerstiftung Region Rendsburg gerade recht, die Stiftungsvorstand Dr. Markus Stöterau gemeinsam mit Vorstandsmitglied Birgitt Brüger an die Praxis ohne Grenzen überreicht hat und die für die Frauen in Not bestimmt sind.
„Wir haben zum Beispiel einer Polin eine Kaiserschnittentbindung bezahlt“, sagt Dr. Achim Diestelkamp. Sie war nach Deutschland gekommen, um Arbeit zu finden. Da das nicht gelang, fehlte ihr die Krankenversicherung. Nach der Entbindung kam sie mit einer Rechnung von 2500 Euro hilfesuchend in die Praxis. „Wir haben mit der Klinik verhandelt und dann die Rechnung bezahlt“, sagt Diestelkamp. Der gute Kontakt zur Klinik aber auch zu Ärzten, Apotheken oder Hebammen in Rendsburg und Umgebung erleichtert es der Praxis, ihre Arbeit zu machen. Viele schreiben gar keine Rechnung oder verlangen geringe Beträge als üblich.
Die Praxis ohne Grenzen hilft seit fünf Jahren Patienten, die keine Krankenversicherung haben. Das betrifft Selbstständige, die ihre Beiträge nicht mehr zahlen konnten und deshalb den Versicherungsschutz verloren haben. Darunter sind auch Menschen ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland oder auch Flüchtlinge, die an anderen Orten gemeldet sind. „Wir haben derzeit etwa 200 Patientinnen und Patienten in unserer Kartei“, sagt Dr. Achim Diestelkamp. Manche kämen einmal, manche immer wieder.
„Wir sind von der Arbeit der Praxis ohne Grenzen sehr beeindruckt“, sagt Stiftungsvorstand Stöterau. „Es hat uns sehr schockiert, dass so eine Praxis in Deutschland nötig ist.“ Er freue sich über das ehrenamtliche Engagement in der Praxis, das sie Bürgerstiftung sehr gerne unterstütze. Die Stiftung selbst existiert seit über zehn Jahren und unterstützt Projekte im Wirtschaftsraum Rendsburg.
Die Spende der Bürgerstiftung sei eine große Hilfe, sagt Ulrich Kaminski, der als Fachbereichsleiter Schule und Soziales bei der Diakonie für die Praxis zuständig ist. „Die Arbeit wird fast vollständig durch Spenden finanziert.“ Etwas Geld bekommt die Praxis vom Land für die Behandlung von Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Außerdem ist die Praxis verantwortlich für die Ausstellung von Kostenübernahmen für Empfängnis verhütenden Maßnahmen für die Familienplanung von Empfängern von Sozialleistungen. Dieses Projekt wird unterstützt vom Kreis Rendsburg-Eckernförde und wird sowohl von Deutschen aber auch von Flüchtlingen angenommen.