„Christliche Gemeinden rufen auf, Verantwortung zu übernehmen für das Beste der Stadt, das Wohl der Stadt“, sagte Pastor Rainer Karstens beim ökumenischen Gottesdienst auf dem Altstädter Markt am 30. August. „70 Jahre nach Kriegsende leben wir in Frieden mit unseren Nachbarn. Dankbar sehen wir, dass der Staat des Grundgesetzes der Kirche alle Möglichkeiten zur Gestaltung ihres Lebens und zur Erfüllung ihres Auftrages einräumt. Es ist deshalb wichtig, sich in die Gestaltung des öffentlichen Lebens einzubringen, zum Wohlergehen der Gesellschaft“, führte er weiter aus. Anschließend kamen fünf Menschen aus der Gemeinde zu Wort, die sich darüber Gedanken gemacht haben. Von dem Leben in der Stadt Rendsburg seit 30 Jahren, dem Wochenmarkt, dem Grün, den Bücherstuben, den Boutiquen bis hin zum Glockenspiel von St. Marien berichtete Karen von Fehrn-Stender. Zwei Jugendliche, Justine Wegener und Michelle Schild, wünschten sich die Gemeinschaft in der Stadt zu fördern und alles gerecht aufzuteilen, dass jeder genug zum Leben haben sollte. Jasper Christensen forderte die Menschen auf, sich als Christ oder in christlicher Gemeinschaft zu engagieren. Es ging ihm dabei in erster Linie um die Völker, die vertrieben sind und im Asyl leben. Birgit Butgereit hat mit ihrer Familie die Meldung von dem Flüchtlingscontainer in Rendsburg auf der Autobahn gehört und spontan Frauen dafür gewonnen, Kuscheldecken für die Kinder zu nähen. Der fünfte Mann, Dr. Roland Menges, griff Jeremias Botschaft wörtlich auf und meinte, „Ihr müsst suchen. Jeder muss für sich alleine suchen, in Familien, bei Freunden und in Kirchen“. Sie alle wollen der Stadt Bestes.
„Wir wollen Vielfalt in Kultur und Sprache und Religion leben, wir wollen im besten Sinne neugierig aufeinander mit dem Anderen oder mit der Fremden zusammen leben. Unterschiede machen das Leben bunt und schön und reich“, sagte Pastor Dirk Schulz in seiner Predigt auf dem Altstädter Markt. Er hieß herzlich willkommen, alle Menschen, die aus fernen Ländern geflohen sind und Hilfe bei uns suchen! Dann berichtete er von der Situation der Menschen, die in Zelten und Containern nun im Rendsburger Norden untergebracht sind. Er erzählte von den vielen engagierten Bürgern und der Koordination unter Führung des Deutschen Roten Kreuzes und den vielen Hilfen im Alltag, den alltäglichen Dingen von Obdach, Nahrung, Wärme und Sprache. Er sprach davon, dass erstmals wieder mehr Schüler in Deutschland eingeschult werden (1/3 der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche!) und es eine Willkommenskultur durch Willkommensfeste und bei Fußball- und anderen Sportvereinen gäbe. Nicht zu vergessen die Kirchengemeinden der Stadt, die Nachbarschaftscafés eröffnet haben, Sprachunterricht geben, bei Behördengängen unterstützen. „Der Glaube an Jesus Christus macht uns frei zu aktiver Hilfe für die, die Hilfe brauchen“, sagte Pastor Schulz. Auch Pastorin Cecilie Brask von der Dänischen Gemeinde in Rendsburg unterstützte in ihrer Predigt das Leben in der Gemeinschaft mit den Worten: “Wenn wir ein Wenig von uns selbst abgeben, um mit jemand anderem zu teilen und Platz zu schaffen, dann sind Alter und Aussehen und andere Unterschiede im Grunde egal. Weil dann Gemeinschaft gelebt wird“. Auch die katholische Gemeindereferentin Ulrike Imbusch unterstrich mit ihren Worten diese Gedanken.
Der Gottesdienst, der mit einer Eröffnung und Begrüßung in der katholischen Kirche St. Martin begonnen hatte, folgte eine Prozession zum Altstädter Markt. Von dort wurde der Gottesdienst unter freiem Himmel fortgesetzt. Etwa 100 Personen besuchten diesen Ökumenischen Gottesdienst zum Rendsburger Herbst an diesem Sonntag, den 30. August.