Was muss ein Küster eigentlich können? Fritjof Behrens stellte diese Frage Pastor Dirk Homrighausen vor mehr als 20 Jahren. Regelmäßig besuchte er damals den Gottesdienst in St. Nicolai. Nach einem dieser Besuche stellte er an der Kirchentür dem Pastor diese Frage – zum richtigen Zeitpunkt, denn damals suchte die Gemeinde gerade nach einer Vertretungskraft. Nach drei Jahren folgte die Festanstellung in Vollzeit. Am vergangenen Sonntag (18. Februar) ist Behrens in einem Gottesdienst aus seinem Dienst verabschiedet worden.
„Ich bin voll und ganz aufgegangen in dieser Arbeit“, sagt Fritjof Behrens. Der ausgebildete Landwirt und Hochbautechniker studierte zu Beginn seiner Küsterarbeit noch Architektur in Eckernförde. Die Kirche war für ihn schon damals wie ein zweites Zuhause. Nach drei Jahren als Vertretungskraft wurde er gefragt, ob er den Beruf in Vollzeit machen möchte. Behrens sagte zu.
Er sang im St. Nicolai-Chor, war Ansprechpartner für die vielen ehrenamtlichen Gruppen der Kirchengemeinde, bereitete Gottesdienste vor und nach, kümmerte sich um die Kita, das Langlohaus und das Gemeindehaus Brookhörn. Küster, Gärtner und Hausmeister: 20 Jahre war er alles in einer Person. Mit dem werbebedruckten Kirchengemeindefahrzeug pendelte er sichtbar für alle in Eckernförde zwischen den kirchlichen Orten hin und her. Später kam ein E-Lastenrad hinzu. Von 2016 bis 2018 begleitete er die umfangreiche Kirchensanierung. Bei der Restaurierung der Heßler-Orgel schaute er den Fachleuten über die Schulter und packte mit an. Gern erinnert er sich auch an die vielen großen Konzerte von Kirchenmusikdirektorin Katja Kanowski. „Kirchenmusik bedeutet mir sehr viel.“ Er selbst spielt unter anderem Klavier und komponiert Lieder. Wenn es passte, setzte er sich an den Bechsteinflügel in der St. Nicolai-Kirche und spielte das, wonach ihm gerade war – zur Freude der Besucherinnen und Besucher.
Behrens genoss die Arbeit und das Miteinander in der Gemeinde. „Für mich war es selbstverständlich, allen zu helfen“, sagt er. Auf die Uhr schaute er dabei kaum. „Die Arbeit als Küster ist kein Job von 9 bis 17 Uhr.“ Feiertage, Wochenende, Arbeiten am Abend: Für Behrens war das selbstverständlich.
Pastor Dirk Homrighausen, Vorsitzender des Kirchengemeinderates, ist froh und dankbar für die wertvolle Arbeit von Fritjof Behrens. Er habe seine Arbeit immer selbst organisiert, alles im Blick gehabt und besitze ein breites technisches Wissen: „Fritjof, Du warst ein Gewinn für uns! Die Gottesdienste hast Du liebevoll vorbereitet, Konzerte und Veranstaltungen verlässlich begleitet und dich um die Gemeindehäuser und Grundstücke als Hausmeister gekümmert. Für viele Menschen aus unserer Gemeinde und aus der Stadt warst Du ein vertrauter und sehr geschätzter Ansprechpartner.“
Jetzt mit 58 Jahren wünscht sich Fritjof Behrens mehr Planbarkeit im Beruf und mehr Zeit fürs Private. „Für mich ist der Abschied sehr emotional. Die Zeit war sehr prägend für mich.“ Mit dem Weggang von Behrens setzt die Kirchengemeinde zusammen mit der Kirchengemeinde Borby in Zukunft auf ein Küsterteam, das aktuell aus drei Männern besteht. „Auch für uns brechen neue Zeiten an“, sagt Homrighausen.
Fritjof Behrens freut sich auf seine neue Zeit. In Zukunft wird er Gottesdienste als Gast besuchen. Ab und an möchte er sich ehrenamtlich in St. Nicolai engagieren. Vielleicht schaut er auch wieder im Kirchenchor vorbei. Und aufs Pilgern auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela freut er sich. Das ist schon lange ein Wunsch von ihm. Raum dafür hat er jetzt geschaffen.