Wacken – Kirchliche Angebote beim Wacken Open Air kommen gut an. Der Gottesdienst, die offene Kirche und auch die Pop-Up-Church sind im Rückblick sehr erfolgreich gelaufen und waren gut besucht und nachgefragt.
Alljährlich können die Menschen noch vor dem Beginn des Festivals den Auftakt mit einem Gottesdienst feiern. In diesem Jahr war die Kirche am Mittwoch (31.7.) um 17 Uhr vollbesetzt und erstmals wurde auch das Abendmahl gefeiert – deshalb hatte sich Ortspastorin Alisa Mühlfried Verstärkung in Person von Pastor Arend Engelkes-Krückmann aus dem Nachbarort Hanerau-Hademarschen geholt. Die Resonanz war groß: „Mindestens 100 Menschen haben am Abendmahl teilgenommen, wir hätten nicht gedacht, dass es so gut angenommen würde! Ein echter Gänsehautmoment“, berichtet Mühlfried hinterher zufrieden. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von der Band „Adoramus“ aus der Schweiz.
Offene Kirche mit großem Zulauf
Die Kirche war aber nicht nur für den Gottesdienst geöffnet, das zweite Jahr in Folge lud die Kirche ein zu einer kleinen, persönlichen Auszeit: Die Kirche war in diesem Jahr an drei Tagen geöffnet, vor der Tür und im Altarraum gab es Sitzmöglichkeiten auf Sitzsäcken oder Liegestühlen. Die Besucher*innenzahlen haben sich mehr als verfünffacht: Mehr als 1.400 Menschen kamen, um die Kirche zu sehen, in der Kirchenbank zu sitzen und einen Moment Atem zu holen, eine Kerze anzuzünden und zu weinen, denn auch dafür braucht es manchmal Raum. Immer vor Ort: Ansprechpersonen, die Auskunft geben oder zuhören können. Erstmals fand ein ehemaliger Küster aus Ostdeutschland die Kirche offen vor. Die Freude war groß und er ergriff die Chance, gemeinsam mit seinen Begleitern „Lobet den Herrn“ für alle zu singen.
Pop-Up-Church auf dem Festivalgelände
Zum ersten Mal stellte Pastorin Alisa Mühlfried in diesem Jahr auch ein Angebot auf dem Festivalgelände auf die Beine. Gemeinsam mit drei Kolleginnen und einem Kollegen war sie ab 11 Uhr am Samstag (3.8.) im Wackinger Village zu finden, die Taschen gefüllt mit Traubenzucker für den Leib und immer griffbereit eine Dose Glitzer – für die Seele. Im Talar waren die Pastorinnen und der Pastor gut erkennbar, trotzdem war die wohl meistgestellte Frage in vielen Varianten: „Seid ihr echt?“ Damit ist ein Teil der Mission „Pop-Up-Church“ schon erfüllt, denn es geht darum, an unerwarteten Orten aufzutauchen. Auch mit dieser Aktion trifft Pastorin Mühlfried aber offensichtlich einen Nerv: „Ich bin überrascht über die große Freude, die Menschen darüber zum Ausdruck bringen, dass wir hier sind. Einige erkennen mich auch wieder aus dem Gottesdienst am Mittwoch und bedanken sich bei mir. So viel Segen verteilen wir heute – die Menschen brauchen den Glitzer offenbar für ihr Leben“.
Fast vier Stunden verteilen die fünf Segenskärtchen, Umarmungen, Glitzer-Segen und Traubenzucker, führen viele Gespräche und erhalten wenig negative Reaktionen. Maximal ein „Nee, ich bin ausgetreten, danke“. Manche Menschen kommen auch nur, um ihre Freude zum Ausdruck zu bringen, dass Kirche Präsenz zeigt. Da ist die Mutter, die ein Selfie mit der Pastorin macht und berichtet, ihre Tochter sei sehr christlich bei den Pfadfindern unterwegs und habe gesagt, sie könne doch nicht nach Wacken fahren! Jetzt könne sie ihr zeigen, dass sogar Pastorinnen vor Ort waren. Ein junger Mann fragt „Seid ihr wirklich von der Kirche?“ – auf die bejahende Antwort dann: „Das ist gut, dann seht ihr, dass hier keine bösen Menschen sind“. Pastorin Sarah Hertel aus Süderbrarup lacht und sagt: „Sonst wären wir ja nicht hier, oder? Ich höre die Musik zum Teil ja auch selbst gern, das macht mich nicht zur Satanistin und auch nicht weniger christlich!“. Pastorin Johanna Held aus Barmstedt ist seit Dienstag schon privat auf dem Gelände und verteilt laut Schild „Free Hugs“. Viele Menschen lassen sich bei ihr in die Arme fallen und werden gedrückt, bevor sie mit einem fröhlichen Gesicht weiterziehen. Eine Frau mittleren Alters fragt: „Das ist kein Fake, oder?“ Als Arend Engelkes-Krückmann bestätigt, echter Pastor zu sein und in der Ortsgemeinde nebenan zu wirken, sagt sie ruhig, bestimmt und freudig: „Dann hätte ich gern einen Segen!“. Sie strahlt übers ganze Gesicht, als sie mit ihrem Mann weiterzieht.
Neben diesem erstmaligen Angebot ist die Nordkirche seit 14 Jahren mit einem großen Team an Festivalseelsorger*innen vor Ort. Die Anlaufstelle für alle, die Hilfe suchen und ein offenes Ohr brauchen war gleich neben der Einsatzstelle des Sanitätsdienstes zu finden, mobile Teams aber auf dem ganzen Gelände unterwegs.