Individualität anerkennen und Betroffene bestmöglich fördern: Darum ging es beim ersten „Fachtag Autismus“ des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde und des Vereins „Autismus Nord“ am vergangenen Sonnabend, 24. März, im Saal der Christkirchengemeinde Rendsburg-Neuwerk.
Rund achtzig Interessierte - Betroffene, Angehörige und Fachleute - nahmen an der Veranstaltung teil. Der stellvertretende Landrat, Reimer Tank, warb in seinem Grußwort um mehr Verständnis für Familien mit autistischen Kindern. Der stellvertretende Bürgervorsteher der Stadt Rendsburg, Lothar Möding, schloss sich in seinem Grußwort diesem Wunsch an.
Einen aktuellen Überblick über die schulischen Fördermöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen mit Autismus gaben anschließend die beiden Förderschullehrer Gunnar Röpke und Bernd Maaß von der „Beratungsstelle Inklusive Schule“. Durch eine immer genauere und valide Diagnostik wäre es heute sehr viel einfacher, Autismus zu erkennen, zu bestimmen und einen sogenannten „spezifischen Nachteilsausgleich“ zu gewähren. Weitere Unterstützungsangebote wie Beratung der Lehrkräfte, Schulbesuchsbegleitung, Autismus spezifische Einzelförderung usw. könnten dann folgen.
In den Workshops am Nachmittag wurden die Bereiche „Kindertagesstätte und Autismus“, „Schule und Autismus“ und „Familie und Autismus“ bearbeitet. Gemeinsam war allen drei Gruppen, das alle Beteiligten Hintergrundwissen benötigen, um Menschen mit Autismus bestmöglich zu fördern. Deutlich wurde, dass jedes Lebensumfeld, jede Lebenssituation im inklusiven Sinne so gestaltet werden kann, dass ein Miteinander möglich wird. Voraussetzung dafür ist, das „Anderssein“ zu akzeptieren und als Bereicherung anzunehmen.
„Hollywoodfilme wie ‚Rain Man‘ oder ‚Forest Gump‘ haben mit dazu beigetragen, die Problematik von Autismus zu verdeutlichen und die gesellschaftliche Akzeptanz für Menschen mit Autismus zu fördern“, sagte Diakonie-Geschäftsführerin Diana Marschke. Im pädagogischen Alltag sei dies leider noch nicht ganz der Fall. „Eltern haben auf dem Fachtag berichtet, dass Ihnen immer noch eine ‚falsche Erziehung‘ vorgeworfen werde. Dabei ist längst bekannt, dass die Ursache für Autismus neurobiologoisch ist“, sagte Marschke. Die Belastungen für die Familien mit einem autistischen Kind seien sehr hoch, weil diese in der Regel ein Leben lang Begleitung benötigten.
Hilfen für autistische Menschen bietet das Diakonische Werk des Kirchenkreises an. Aktuell initiiert das Diakonische Werk den Aufbau einer Beratungsstelle für Menschen mit Autismus und anderen frühen Entwicklungsstörungen im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Außerdem wird der Weiterbildungslehrgang „Therapeutische Fachkraft Autismus“ in Kooperation mit der Volkshochschule Schacht-Audorf und dem Verein „Autismus Nord“ angeboten. Die 18 aktuellen Teilnehmer bekamen im Rahmen des Fachtages ihr Abschlusszertifikat.