Rendsburg - In einem Gottesdienst wurde am Dienstag (22.3.2016) in der Rendsburger Christkirche der Opfer von Kriminalität und Gewalt gedacht. Bischof Gothart Magaard, Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und Uwe Döring, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS e.V. Schleswig-Holstein, hatten dazu eingeladen. Unter dem Motto „Trost und Zuversicht“ nahm der Gottesdienst insbesondere die Opfer von Kriminalität und Gewalt, aber auch ihre ehrenamtlichen Wegbegleiter in den Blick.
Anhand von anonymisierten Berichten schilderten Mitglieder der „JUNGEN GRUPPE“ WEISSER RING, was Menschen einander zufügen können, sprachen von Gewalt, von der Auslöschung von fremdem Leben ohne erkennbaren Grund: ohne Erklärung, ohne Sinn, ohne Menschlichkeit.
In seiner Predigt erinnerte Bischof Magaard an die Stunden vor der Gefangennahme Jesu in Gethsemane, als die Jünger wie gelähmt waren und nicht auf den drohenden Tod Jesu reagierten. Magaard sagte: „Die Wege Jesu und seiner Jünger trennen sich, doch der Weg Gottes zu den Menschen endet hier nicht.“ Der Gott, an den Christinnen und Christen glaubten, sei ein Gott, der das Leid und den Schmerz der Menschen teile. „Gerade an einem Tag wie heute, und gerade auch angesichts der Terroranschläge in Belgien vertrauen wir darauf, dass Gott nicht zulässt, dass Gewalt und Verzweiflung siegen“, so Magaard.
Oft seien es in den schwersten Stunden des Lebens nicht die Menschen, „die uns sehr nahe stehen, sondern Menschen, die wir nicht besonders gut kennen, die uns beistehen“, so Magaard. Menschen, wie die ehrenamtlichen Mitarbeitenden des WEISSEN RINGS würden, anders als in der Erzählung von Jesus in Gethsemane, treue Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen sein. Bischof Magaard: „Sie harren mit den Opfern von Gewalt und Kriminalität aus. Sie suchen nach Wegen, wenn nichts mehr zu gehen scheint. Sie hören zu. Ich möchte Ihnen daher am heutigen Tag herzlich dafür danken, wie Sie Ihren Dienst ausüben. Danke, dass Sie da sind!“
Uwe Döring, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS e.V. Schleswig-Holstein, sagte in seiner Begrüßung: „Menschen, die durch Gewalt und Kriminalität geschädigt wurden, sind auf unsere Solidarität und Hilfe angewiesen. Daran erinnert jedes Jahr der Tag der Kriminalitätsopfer am 22. März.“ Der Aktionstag, der vor 25 Jahren initiiert wurde, bringe immer wieder die Probleme und Belange der Opfer und ihrer Familien ins öffentliche Bewusstsein. Er sei ein Signal für Politik, Justiz und Verwaltung, tätig zu werden.
Denn die schuldlosen Opfer litten oft über Jahre unter den Folgen einer Straftat. Döring: „Täglich werden Menschen Opfer der unterschiedlichsten Taten. Aber wer weiß schon, was passiert, wenn es passiert?“ In dieser Situation blieben noch immer zu viele Opfer mit ihren Problemen allein, so der Landesvorsitzende, weil sie bei staatlichen Institutionen, aber auch in der Gesellschaft nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhielten, wie sie den Straftätern seit jeher zuteilwerde. „Wir sind heute hier zusammen gekommen, um ein Zeichen zu setzen. Die Opfer sollen wissen, dass sie nicht allein sind. Wir wollen Ihnen zurufen: Es gibt Hilfe! Es gibt Trost und Zuversicht!“
Die schleswig-holsteinische Justizministerin Anke Spoorendonk erklärte in ihrem Grußwort, auch die Justiz leiste ihren Beitrag dazu, dass den Leidtragenden von Gewalt und Kriminalität Trost und Zuversicht zuteilwerden. „Unsere Strafprozessordnung sieht daher heutzutage umfangreiche Beteiligungsrechte der Opfer und ihrer Angehörigen vor, etwa in Form von Unterstützung durch einen Zeugenbeistand oder einen Opferanwalt. In Form von Frage- und Einsichtsrechten bis hin zu der Möglichkeit, sich als Nebenklägerin oder Nebenkläger dem Verfahren gegen den Beschuldigten anzuschließen. Damit können die Geschädigten von Straftaten ihre Rechte selbst in die Hand nehmen“, sagte Ministerin Spoorendonk.
An dem Gottesdienst in der Rendsburger Christkirche nahmen unter anderem Stefan Studt, Minister für Inneres und Bundesangelegenheiten sowie Vertreter der Staatsanwaltschaften in Schleswig-Holstein aus Flensburg, Itzehoe, Kiel, Lübeck und Schleswig teil. Ferner kamen für die Landespolizei Schleswig-Holstein Landespolizeidirektor Ralf Höhs , die Leiter der Polizeidirektionen Kiel und Neumünster und für die Bundespolizei der Leitende Polizeidirektor Willy Kösling.