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Entdecker der Rendsburger Gutenberg-Bibel verabschiedet

  • Propst in Ruhe Kai Reimer, Propst Matthias Krüger, Hans Grützner, Propst in Ruhe Hans Jochims (v.l.)

Am 21. Januar 2014 wurde Hans Grützner, der langjährige Archivpfleger des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde, offiziell verabschiedet.

Nach einer feierlichen Andacht in der St. Marien-Kirche gab es einen Empfang mit Kaffee und Kuchen in dem Gemeindesaal des Hauses der Kirche. Ehemalige Weggefährten wie der Propst in Ruhe Hans Jochims, Dr. Annette Göhres, die Direktorin des Landeskirchlichen Archivs der Nordkirche sowie Pastor Rainer Karstens, der Vorsitzende des Kirchengemeinderates St. Marien, ließen in ihren Ansprachen Erinnerungen wach werden und bedankten sich für die über 20jährige gute Zusammenarbeit.

Der heute über 90jährige Hans Grützner wurde im April 1993 zum kirchlichen Archivpfleger des  Kirchenkreises Rendsburg bestellt, nachdem er bereits ein volles Berufsleben hinter sich hatte. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1988 war er als Regierungsoberamtsrat bei der Bundeswehr tätig.

Zu seinen ersten Tätigkeiten beim Kirchenkreis Rendsburg gehörte die Erarbeitung einer umfassenden Kirchenkreis-Chronik, die im Jahr 1994 veröffentlicht worden ist und sich noch heute großer Beliebtheit erfreut.

Im Archiv des Kirchenkreises, das unter der Leitung von Herrn Grützner 1993 im Christophorushaus Rendsburg modernisiert und neu eingerichtet wurde, werden Kirchenbücher, Urkunden, Rechnungsunterlagen, Schriftwechsel und Protokolle der vergangenen Jahrhunderte aus dem Kirchenkreis, bzw. der Propstei Rendsburg aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Herr Grützner hat während seiner Amtszeit in enger Zusammenarbeit mit dem Nordelbischen Kirchenarchiv das Archivgut aller 19 Kirchengemeinden und des Kirchenkreises erfasst und archiviert. Zu dem von Herrn Grützner betreuten Archiv gehört auch die von ihm aufgebaute Kirchenkreisbibliothek, eine Sammlung von ca. 3000 kirchlichen und weltlichen Schriften.

Besonders zu erwähnen ist die sogenannte Gude´sche Bibliothek mit ca. 1000 Bänden, die der Kirchengemeinde St. Marien Rendsburg gehört. Diese Bibliothek wurde von dem Privatgelehrten Marquard Gude (1635-1689), Sohn eines Rendsburger Bürgermeisters, angelegt und umfasst hauptsächlich religiöse Werke, aber auch Schriften, die sich mit Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften und Medizin befassen. Die Gude´sche Bibliothek wurde von Herrn Grützner in mühevoller Kleinarbeit gereinigt, neu etikettiert, katalogisiert und digitalisiert.

Überregionale Bekanntheit erlangte Herr Grützner 1997 durch die Entdeckung der 49. Gutenberg-Bibel – das erste Buch, das zwischen 1452 und 1454 mit beweglichen Bleilettern gedruckt wurde. Er hatte maßgeblichen Anteil daran, dass diese seltene und wertvolle Bibel entdeckt worden ist: Das Buch war noch von seinem Vorgänger zur Restauration nach Süddeutschland gegeben worden und fast in Vergessenheit geraten. Nur dem großen Einsatz und der Beharrlichkeit von Herrn Grützner ist es zu verdanken, dass das wertvollste Buch der Kirchengemeinde  St. Marien Rendsburg in das Kirchenarchiv und damit in den Besitz der Kirchengemeinde zurückgelangt ist. Dieser „Sensationsfund“ sorgte als „Rendsburger Fragment“ weltweit für Aufsehen. Es wurde aufwendig restauriert und befindet sich jetzt im Eigentum der Nordkirche.

Im Jahr 2004 wurde Herr Grützner mit der Bugenhagenmedaille, der höchsten Auszeichnung, die die Nordkirche für besonderes ehrenamtliches Engagement vergibt, geehrt. Ihm ist es zu verdanken, dass aus dem Archiv des Kirchenkreises Rendsburg eine Einrichtung geworden ist, der über die Grenzen der Nordkiche hinaus Vorbild- und Modellcharakter beigemessen wird.

Kirche im Norden