Es war der Gemeinde und allen Vereinen ein so großes Anliegen, dass Pastor Thies Feldmann sogar bei einem Beerdigungsgespräch darauf angesprochen wurde: „Herr Pastor, Sie müssen da was machen, unsere Kapelle wird 50 Jahre alt!“. Und auch die Vereine und Verbände im Ort erklärten sich schnell bereit, bei den Feierlichkeiten mit zu machen. Also plante Pastor Feldmann eine Jubelfeier für die kleine Kapelle in Groß Wittensee.
Mit einem Festumzug startete der Tag, auf derselben Strecke wie vor 50 Jahren zur Einweihung der Kapelle. Zum anschließenden Gottesdienst kamen so viele Menschen, dass noch schnell einige Bierbänke aus dem Vorzelt reingeholt werden mussten und die Liedblätter zu zwei und dritt verwendet wurden. Pastor Feldmann freute sich sichtlich über die große Anteilnahme: „So viele Menschen verorten sich hier und fühlen sich verbunden mit diesem Gotteshaus, einem Schutzraum unter Gottes Händen“. Er dankte allen Helferinnen und Helfern, den örtlichen Vereinen und Verbänden und natürlich seiner Gemeinde für die tatkräftige Unterstützung und verband dies mit einem Wunsch: „Ich wünsche uns, dass dieser Ort seinen Zauber behält und es uns weiterhin gelingt, diesen Ort als ein Haus zu erhalten, das uns beschützt“.
In Vertretung für Propst Sönke Funck sprach Pastorin Almut Witt ein Grußwort. Dieses Jubiläum sei ein öffentliches Zeichen: Hier sei Kirche sichtbar, ja, die Kirche gehöre ins Dorf, nahe bei den Menschen und müsse sich nicht verstecken. Besonders wertvoll sei dieses Zeichen in Zeiten, in denen Kirche viel Gegenwind spüre: Der Gottesbezug in der Landesverfassung scheiterte, Kirchenzugehörigkeit sei schon lange nicht mehr selbstverständlich und auch die Zuweisung öffentlicher Mittel stünde in der Kritik. Umso wichtiger seien mutige Menschen, die für die Kirche einstehen und lebendige Steine seien: Lasst euch selbst als lebendige Steine zu einem geistigen Haus erbauen (1. Petrus 2, 5 GN).
Baubeginn für die Kapelle war im Juli 1965, am 16. Oktober 1966 fand die Einweihung statt. Die 180.000 Mark, die der Bau kostete, kamen zum Teil aus dem großen Kapellenbauprogramm der 1960er Jahre, den Rest brachten die Gemeindeglieder auf. Hans Klaus Schnack erinnerte an die Anfänge des Kirchenlebens: Nach dem zweiten Weltkrieg gab es ein Lager für Flüchtlinge in Klein Wittensee, in dem sich ein reges Leben auch im kirchlichen Bereich entwickelte. Das nutzten viele Menschen aus der Umgebung, die sonst immer nach Bünsdorf in die Kirche gegangen waren. Nachdem sich das Lager Anfang der 60er auflöste, wuchs der Wunsch nach einer eigenen Kapelle. Der Groß WIttenseer Bürgermeister Jochen Arp drückte in seinem Grußwort die Freude darüber aus, dass die Kapelle auf genau diesem Grundstück steht. Denn das sei zu Beginn noch fraglich gewesen. Nun könne sie aber von ihrem leicht erhöhten Platz über den Ort schauen.