Noch lange hätten die Besucher weiter diskutieren können. „Unsere Ölversorgung militärisch sichern, darf ich das als Christ?“ So lautete der Titel der Abendveranstaltung im Christophorushaus, zu dem Pastorin Luise Jarck-Albers, Pastor Henning Halver und der pensionierte Kapitän zur See, Volkhart Meyer, kürzlich eingeladen hatten. Bereits vor einem Jahr hatten sie zum Thema „Krieg beschädigt“ mit Soldaten, deren Angehörigen, Seelsorgern, Friedensaktivisten und anderen Interessierten diskutiert. Jetzt hatten sie zu einem Gespräch über die Neuausrichtung der Bundeswehr aus friedensethischer Sicht eingeladen.
Als Referenten waren dabei: Oberst im Generalstabsdienst Hannes Wendroth, Fachbereichsleiter Militärische Führung und Organisation an der Führungsakademie der Bundeswehr, und Professor Dr. Volker Stümke, evangelischer Theologe und Dozent für Sozialethik an der Führungsakademie der Bundeswehr. Was ist Frieden? Was heißt Sicherheit? Der Bundeswehrsoldat auf der einen und der Theologe auf der anderen Seite gingen diesen Fragen nach. Im Mittelpunkt des Austausches stand auch immer die Frage, wie die verteidigungspolitischen Richtlinien Deutschlands vom 18. Mai 2011 zur Friedensdenkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland vom Oktober 2007 stehen. Die Denkschrift sei auf Konsens angelegt, sagte Stümke. Man könne es nicht ausschließen, dass die Ölversorgung militärisch gesichert werde. Es ginge aber darum, an Möglichkeiten zu arbeiten, dies zu verhindern, meinte der Theologe. Wendroth erläuterte die Verteidigungspolitischen Richtlinien. Dieses Grundsatzdokument werde vom Verteidigungsministerium herausgegeben. Darin beschrieben werde der Auftrag der Bundeswehr, nach dem sich die Soldaten richten.
Die rund 30 Besucher der Veranstaltung nutzten die Chance, mit den beiden Referenten ins Gespräch zu kommen. Es sei „zutiefst gewissenlos“ Krieg zu führen, um an Öl zu kommen, sagte Pastor Hans Joachim Haeger von der Christkirchengemeinde Rendsburg-Neuwerk. Propst Matthias Krüger fragte nach der Bedeutung von einem gerechten Frieden und gerechtem Krieg. „Was bedeutet das?“, fragte er.
„Wir wollten, dass die Menschen wahrnehmen, was es heute bedeutet, als Soldat im Einsatz zu sein. Dazu bildeten die Friedensdenkschrift auf der einen Seite und die Verteidigungspolitischen Richtlinien andererseits den Orientierungsrahmen, der auch in der Zivilbevölkerung zur Kenntnis genommen werden muss“, sagte Pastor Henning Halver. „Wir wollten informieren und eine Gelegenheit zur Meinungsbildung und zum -austausch geben“, ergänzte Volkhart Meyer. Einfache Antworten gab es für alle Beteiligten dabei nicht.