Wacken – Sitzsäcke, Liegestühle, Ohrschützer, Kerzen. Eine Pause vom Festivaltrubel. Ein Moment des Innehaltens. Jemand zum Reden, wenn das gewünscht wird. Die Heiligen-Geist-Kirche in Wacken hat mit Unterstützung der ev. Jugend des Kirchenkreises in diesem Jahr offene Kirche zum Wacken Open Air angeboten. Knapp 250 Menschen nahmen das Angebot an und kamen Mittwoch- und Donnerstagnachmittag herein.
Ortspastorin Alisa Mühlfried startete den Testballon: „Wir schauen dieses Jahr, was gut funktioniert und lernen für das nächste Jahr“, erklärt sie, im Liegestuhl vor der Kirche sitzend. Es ist ihr erstes Wacken Open Air als Ortspastorin und sie sammelt Erfahrungen. „Am Mittwoch waren fünf Betrunkene vor der Tür, die wollte ich erstmal nicht reinlassen. Aber die waren dann supernett und haben der Band, die hier gespielt hatte, geholfen, die Sachen zum Auto zu tragen“.
In Zweierteams sind ansprechbare Menschen in der Kirche, nur für den Fall, dass es mal schwierig wird. Aber die Menschen, die kommen, machen keine Probleme. Sie fragen, ob sie die matschigen Schuhe ausziehen sollen und kommen barfuß in die Kirche, um eine Kerze anzuzünden und eine Nachricht im Gästebuch zu hinterlassen: „Danke, dass ihr offen für uns seid“. Ein junger Mann kommt rein, sieht den dreckigen Boden und fragt nach einem Besen. Er erzählt, seine Freundin habe ihn rausgeworfen und weil er nicht wusste, wohin, sei er erstmal zur Kirche gegangen. Eine Frau, irgendwo in den Fünfzigern, setzt sich in die Kirchenbank und weint. Bevor sie geht sagt sie „Immer, wenn es besonders schön ist, fehlen Menschen auch besonders schlimm“. Einer der Sitzsäcke vor der Kanzel ist sicher über eine Stunde belegt, weil jemand dringend Schlaf nachholen musste.
Zufrieden blicken die Hüterinnen auf den Testballon und stellen fest: Metalheads kommen gerne mal zur Ruhe in der „Church for your Soul“ in Wacken.
