Von Sonntag (13.9.2015) bis Dienstag (15.9.2015) waren sie zu Gast im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg: Vier Gäste aus den USA, Kenia, England und von den Philippinen, die an der Partnerschaftskonsultation der Nordkirche mit insgesamt 60 Gästen aus 32 Ländern teilnahmen. Sie lernten drei Tag lang das Leben in Schleswig-Flensburg kennen, informierten sich und diskutierten über die Probleme in den einzelnen Ländern, über Parallelen und Unterschiede.
Ihre Hauptthemen: Nachhaltigkeit und das Leben im ländlichen Raum. Dieses lernten sie gleich zu Beginn ihrer Schleswig-Flensburg Reise kennen: In Nübel, einer typischen Landgemeinde in Schleswiger Stadtrandlage begrüßten Pastor Lars Aue und Propst Helgo Jacobs die Gäste in der altehrwürdigen Nübeler Kirche, die - wie Pastor Lars Aue berichtete - als Ableger des Schleswiger Klosters vor über 800 Jahren gegründet wurde für die Mönche, die im Schleswiger Kloster damals einen unsteten Lebenswandel hatten und deshalb aufs Land strafversetzt wurden.
Nach der Besichtigung des nachhaltig sanierten und einladend gestalteten Gemeindehauses standen zwei Betriebsbesichtigungen auf dem Programm: Bei Öko-Gemüsebauer Willi Höft, der gemeinsam mit seiner Frau, fünf Gesellen, einem Meister und vier Auszubildenden auf 8 Hektar Bio-Gemüse anbaut, erfuhren sie viel über den Bio-Gemüsemarkt, die Möglichkeiten der Direktvermarktung, über Saatgut ohne Gentechnik, Ruhezeiten für das Land und über die Vision von Willi Höft, gesunde Lebensmittel vor Ort zu produzieren und gleichzeitig Menschen Arbeit zu geben. Bei der zweiten Besichtigung lernten die Gäste gemeinsam mit Propst Helgo Jacobs und Pastor Lars Aue eine Form der erneuerbaren Energien kennen: In einer Biogas-Anlage erfuhren sie, wie aus ca. 600 Hektar Mais, Zuckerrüben und Korn Strom für 3.000 Haushalte sowie Wärme für Ställe, 30 Wohnhäuser und gemeindliche Räume gewonnen werden.
Eines der Ergebnisse der anschließenden Diskussion der vier Gäste, die sie mit dem Bürgermeister von Nübel, mit Mitgliedern des Kirchengemeinderates, Bürgern der Gemeinde und am nächsten Tag mit Pastor Dr. Kai Hansen aus Haddeby sowie den Pröpstinnen und Pröpsten aus Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde führten: Die Zusammenhänge in den einzelnen Ländern sind zwar unterschiedlich, aber die problematischen Themen oft die Gleichen: Von Landflucht über Arbeitsplatzverlust und Strukturwandel bis hin zur allseits geforderten Mobilität, mit der die Schwierigkeit einhergeht, das Vereins- und Dorfleben aufrecht zu erhalten. Auch die soziale Verantwortung jedes Einzelnen, die Regeln der Weltmärkte, die Bedeutung des Konsums sowie die Rolle der Kirche als Verpächter von Land und die unterschiedlichen kirchlichen Strukturen spielten in den Gesprächen eine Rolle. Kate Boardmann aus England sagte: "Als Pastorin einer Gemeinde ist es gut zu erfahren, dass unsere Gemeinden, der Glaube, unsere Hoffnungen und auch unsere Ängste in der ganzen Welt die Gleichen sind. Diskussionen über die Möglichkeiten des Umgangs mit den Problemen sind fruchtbar und weiten den Blick. Und Marcia Meabon aus den USA fasst zusammen: "In dieser Partnerkonsultation habe ich erfahren, in welch verschiedenen Weisen die christliche Kirche an den unterschiedlichen Orten dieser Welt aktiv ist. Gemeinsam arbeiten wir an einer Hoffnung für die Welt für mehr Klimagerechtigkeit, wirtschaftlicher und menschlicher Gerechtigkeit."
Doch bereichernd war der Besuch nicht nur für die Gäste - auch Pastor Lars Aue aus Nübel als einer der Gastgeber ist über den internationalen Besuch auf dem Land erfreut. Er sagte: "Mit dem Besuch habe ich erfahren, wie viel uns verbindet, weil wir die gleiche Sprache im Glauben sprechen. Und Gäste erweitern immer den Horizont: Ich bin neugierig zu erfahren, was andere machen und wie sie leben. Dieser Blick über den eigenen Kirchturm hinaus weitet den Blick und gibt Anstöße für Neues."
Anja Pfaff, Pressereferentin des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg