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St.-Laurentius-Kirche

Aus der Geschichte

Die St.-Laurentius-Kirche zu Kosel ist eine von drei Rundturmkirchen im Landesteil Schleswig. Allerdings dürfte sicher sein, dass sie ursprünglich keinen Turm hatte. Es ist ein Leichtes nachzuweisen, dass der Turm nachträglich am Westgiebel des Langhauses angebaut worden ist.

Wann diese Kirche gebaut worden ist, ist ebenso wenig bekannt wie die Antwort auf die Frage, ob an dieser Stelle vorher eine Kirche aus Holz gestanden hat. Um bei Letzterem zu bleiben: Es ist anzunehmen, aber es gibt keine Beweise dafür. Als Zeitpunkt für den Bau des Langhauses und des Altarraumes der heutigen St.-Laurentius-Kirche nimmt man die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts an. Auch da fehlt jeder Beweis. Aber in diesem Zeitraum sind zwischen der Eider und Nordjütland zahlreiche Kirchen in genau dieser Bauart errichtet worden.

Nachrichten über die frühen Zeiten der Kirche und des Kirchspiels sind spärlich. So sind auch alle Überlegungen über den Anlass, der zum Bau der Kirche führte, und den Zweck ihres mächtigen Rundturmes reine Spekulation. Unwahrscheinlich ist, dass es sich um eine Wehrkirche oder auch nur um einen Wehr- oder Fluchtturm handelt. Für die Wehr gab es nichts zu verteidigen, denn die Wohnplätze waren weit entfernt; für die Flucht gab es bessere Verstecke, wenn man an die umliegenden Sumpfniederungen der Koseler Au und den nördlich daran angrenzenden "Ornum-Wald" denkt. 

Vielleicht wollte man auch nur eine gute Beobachtungsstelle schaffen, denn die Sicht reicht vom obersten Boden des Turmes aus auf der einen Seite fast bis Birkensee und nach der anderen längs dem Au-Tal bis zur Au-Mündung ins Ornumer Noor und dann bis zu dessen Verbindung in die Schlei. Vielleicht sollte es auch nur ein Kirchturm werden, denn die Stärke der Wände hat nur etwas mit der Statik und dem Baumaterial zu tun.

Aus der Zeit vor der Reformation liegen uns nur wenige Nachrichten vor. Da bezieht sich z.B. M. Heimreich Walthern in seiner "Schleswigschen Kirchenhistorie" aus dem Jahre 1683 auf ein "Catalogium oder Registrum aller Pröbsteyen des Schleswigschen Bisthums",  welches beim Brand der Harsenbibliothek des nordstrandischen Landeshauptmannes Johann stark angekohlt gefunden worden sein soll und das er in das Jahr 1300 datiert. Dort wird Coßleff (= Kosel) als "Capel" aufgeführt, ebenso wie Eckernförde und Hütten, während Rieseby, Borby und Schwansen (heute Karby) "Kirchen" genannt werden.

(Von der "Schleswigschen Kirchenhistorie"  liegt ein Exemplar in der Universitätsbibliothek in Kiel. Das Catalogium oder Registrum des Landeshauptmannes Johann existiert nicht mehr.)

Im "Registrum Capituli" des Domkapitels Schleswig heißt es: Capitulum emit Ottone Walstorp bona sua  villas Coußleve et Wesebu cum eorum attitentiis pro decem et novem centenariis. (Capitel kauft von Otto Walstorp seine Güter und Dörfer Coußleve und Wesebu mit allen Hoheiten und Gerichten für 1900 Mark Lübsch. Das war 1465. Und das war alles, was wir aus der Zeit vor der Reformation wissen. 

Nach der Reformation wurde das Domkapitel aufgelöst. Sein Besitz wurde eine königliche Verwaltungseinheit.  Cosel  und Weseby bildeten alsdann die Vogtey Cosel, die ein Teil des 2. Domkapiteldistriktes war, bis dieser im Jahre 1777 aufgelöst wurde. Danach kam die Vogtey Cosel zur Hüttener Harde. Von  Beginn der Preußischen Zeit  an wurde aus den Dorfschaften Cosel und Weseby die Gemeinde Kosel, die dem Kreis Eckernförde angehörte.

Der Versuch, nach der Reformation die St.-Laurentius-Kirche zu einer Patronatskirche der Herrschaft des Gutes Eschelsmark zu machen, scheiterte endgültig durch das königliche Edikt von 1802, in dem bestimmt wurde, dass alleiniger Patron der König sei. Der Herrschaft Eschelsmark stehe nur ein Compatronat zu, das ihr Einsicht in den Haushalt der Kirchengemeinde gewährte. Die Zugehörigkeit zum Domkapitel und später zu den Domkapitelsdistrikten und das nicht Vorhandensein einer Patronatsherrschaft hatte für die Dörfer Cosel und Weseby zur Folge, dass ihre Bauern nie Leibeigene waren. Sie waren vielmehr "feste Bauern". D.h. beim Generationswechsel wurde ein Festegeld an den König gezahlt und dann waren sie freie Eigentümer. Sie waren damit auch nicht Untertanen des Herzogs von Schleswig, sondern des Dänischen Königs.

Das Langhaus und der westliche Teil des Altarraumes dürften aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen. Es ist die Zeit in der Waldemar I. als Sohn Knud Lauward's zweiter Yarl von Schleswig und König von Dänemark geworden ist. In seiner Zeit wurden nördlich der Eider viele Kirchen in diesem Stil an Stelle der früheren Holzkirchen gebaut.

 Das Langhaus

Die am Grunde etwa 1,80 m dicken Wände sind innen aus Feldsteinen, außen zum Teil ebenfalls aus Findlingen, zum Teil aber mit Ziegelsteinen  ergänzt und ausgebessert. Während die Außenseiten der Wände senkrecht aufgezogen sind, ist die Innenseite leicht nach außen geneigt, so dass sich die Wandtstärke bis etwa ein Meter unter der Decke auf ca. 1,20 m verjüngt. Der letzte Meter wurde erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit innen und außen senkrechten Wänden hinzugefügt. Ursprünglich hatte das Langhaus, so wie heute noch an der Nordseite, auch an der Südfront nur zwei kleine romanische Fenster und gegenüber dem heutige Eingang in der Nordwand einen zweiten Eingang: Die Frauentür. Die Wände waren wie gesagt etwa 1,0 m niedriger, Das Dach war flacher und mit Reet gedeckt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Reet durch Holzschindeln ersetzt.

1863 erfolgte eine Grundüberholung: Die Außenwände wurden auf die heutige Höhe gebracht. An der Südfront ersetzten die großen Fenster die früheren kleinen romanischen Fenster, wie sie heute nur noch in der Nordwand vorhanden sind. Dort wurde auch die Frauentr zugemauert, ebenso die Tür vom Langhaus zum Turm. Das Tympanon, das den Haupteingang an der Südseite krönte, wurde mit der Frontseite nach unten als Türsturz für diesen Eingang zweckentfremdet. Vor den Haupteingang kam, in erster Linie als Windfang ein Vorbau. Der Dachstuhl, die Decke des Langhauses und das Dach wurden vollständig erneuert. Die verhältnismäßig dünnen Deckenbalken von neun Meter Länge wurden freitragend am Dachstuhl verankert uznd das Dach mit englischem Schiefer gedeckt.

1936 wurde der 40 Jahre alte Beilegerofen durch eine Perkings-Heizung für Koksfeuerung ersetzt und elektrisches Licht in die Kirche gelegt.

1968 erfolgte die letzte Renovierung: Das Dach erhielt Eternitschiefer. Der Fußboden wurde mit einem neuen Belag aus handgestrichenen Ziegeln ausgelegt. Die Eingangstüren zum Langhaus und zum Altarraum wurden erneuert.

Der Altarraum

Der aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammende westliche Teil des Altarraumes wurde vermutlich im 13. Jahrhundert eingewölbt. Das Viertel-Joch hinter dem Altar ist jüngeren Datums,  wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert oder später. Wie der Altarraum vorher nach Osten abgeschlossen war, ist heute nicht mehr bekannt.

Im 16. Jahrhundert befand sich an der Südseite dieses Gebäudeteiles vor dem Außeneingang ein Anbau, der evtl. als Sakristei oder als Grabkapelle gedient haben mag. Die Fundamente wurden bei Ausgrabungen des Institutes für Vor- und Frühgeschichte der Universität Kiel 1980 gefunden. Die Grundfläche innerhalb der Fundamente maß etwa 5 x 5m.

 

Das Dach über den Gewölbekuppen war, wie das des Langhauses, ursprünglich mit Reet, ab Ende des 17. Jahrhunderts mit Holzschindeln, seit 1863 mit englischem Schiefer und ab 1968 mit Eternit.-Schiefer gedeckt.

 

Unter der nördlichen Hälfte des Altarraumes befindet sich über der ganzen Länge des Hauptjoches eine gemauerte Gruft, bestehend aus einem im Scheitelpunkt etwa zwei Meter hohen Tonnengewölbe, mit gemauerten Giebeln und mit Ziegeln ausgelegtem Fußboden. Der Eingang bestand aus einer Treppe, die unmittelbar am Altarraumbogen vom Langhaus her in die Gruft führte. Die Gruft war bis zu Renovierung 1863 nur durch eine Holztür verschlossen. Sie wurde dann zugemauert und bei der Renovierung 1968 zum letzten Mal geöffnet. In der Gruft stehen noch die Holzsärge der letzten Beisetzungen: des Justizrates von Klöcker, Besitzer der Güter Eschelsmark im Kirchspiel Kosel und Schinkel, seiner Ehefrau und seines mit 12 Jahren verstorbenen Sohnes.

Der Turm

Ein Merkmal dieser Kirche ist der Rundturm vor dem Westgiebel.

Ein Wehrturm? Es gibt begründete Zweifel.

In damaliger Zeit hat es sicher viel Mühe gekostet diesen Turm zu errichten. Hätte man sich diese Mühe gemacht, wenn es in der Nähe nichts zu verteidigen gab? Und tatsächlich gab es nichts zu verteidigen. Die Kirche steht auf einer Fläche, die damals wie vermutlich schon seit Jahrhunderten ein Gräberfeld war. Und das Dorf, das im 30-jährigen Krieg niedergebrannt worden ist, lag mehr als 200 m entfernt. Wer sich gefährdet sah, versteckte sich in der Au-Niederung, den Mooren und dem Wald, der damals noch auf den Äckern des heutigen Gutes Ornum stand.

Ein Lagerturm? Auch hier berechtigte Zweifel.

Der Lagerraum im Erdgeschoß bietet nur wenig Platz und jeden Gegenstand auf Leitern in die oberen Stockwerke zu befördern ist doch ziemlich absurd. Letzlich bleibt die Frage: Warum sollte man hier irgend etwas lagern?

Ein Kirchturm? Es spricht vieles dafür.

Die alten Kirchen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts sind nördlich der Eider durchweg ohne Turm gebaut. Nun, Ende des 13. Jahrhunderts, kamen andere Mächtige in die Gegend. Der aus dem Holsteinischen stammende Adel bemächtigte sich des größten Teiles des Grund und Bodens in Schwansen. Er dehnte seineen Einfluß auch auf die Kirchen aus. Er war es von zu Hause gewohnt, das eine Kirche einen Turm hat. Also betrieb er auch hier einen Kirchturmbau.

Der Turm ist mit Sicherheit nachträglich an den Westgiebel der Kirche angebaut worden und dürfte aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen. Der Kreis des Rundturmes  - Außendurchcmesser etwa 9,80 m, innen etwa 5,40 m - ist nicht vollgeschlossen. Auf etwa 3,40 m dient die Giebelwand der Kirche gleichzeitg als Turmwand. Nur in diesem Abschnitt besteht das  Mauerwerk bis zum Dach aus unbearbeiteten Findlingen. Im Übrigen endet diese Bauart in etwa 3,20 Höhe. Der Rest ist bis zum Dach aus Ziegelsteinen gebaut. Die Stabilität machte zeitweilig Probleme. Darum wurde 1936 an der Innenseite ein Stahlbetonring von etwa 1 m Höhe einbaut. Die Wände werden von innen alle 3,20 m durch Einbau einer Stufe vom 25 cm Breite verjüngt. Die Wand verjüngt sich von etwa 2 m am Boden auf 1,45 m am oberen Ende des Turmschaftes. Dessen Höhe beträgt 9,85 m. Heute sind keine Zwischenböden mehr vorhanden. Das Mauerwerk wird abgeschlossen durch den hölzernen Glockenboden den man seit 1863 über zwei lange, steile Holztreppen  erreicht.

Im Turm gibt es heute nur ein kleines Fenster an der Nordseite und den Eingang an der Südseite, der mit einer alten Holzbohlentür und einem noch älteren, großen Vorhängeschloß verschlossen ist.

Das runde Dach des Turmes ist seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Holzschindeln gedeckt. Diese wurden letztmalig 1969 erneuert. Die Arbeit wurde damals von Turmdachdeckern verrichtet, die ohne Gerüst auf einer Holzbohle saßen, die mit zwei Seilen an den Sturmhaken an der Dachspitze hingen. Der Dachstuhl ist beste holländische Mühlenbaukunst. Es handelt sich um drei über einander befindliche Kreuzverbände, die die Dachsparen stützen und in deren Mitte der Kaisermast mit Kugel und Wetterhahn verankert ist.

Die gesamte Höhe des Turmes vom Erdboden bis zur Stahlspitze über dem Wetterhahn beträgt etwa 24,85 m.

Die Glocke  

Jeden Tag um 7, 12 und 17 Uhr läutet seit 320 Jahren die Glocke auf dem Turm; jeden Sonnabend läutet sie um 16 Uhr den Sonntag ein und am Sylvester um 24 Uhr das Neue Jahr. Sie gibt Taufen, Trauungen und Beerdigungen bekannt. Heute macht das eine von einer Schaltuhr gesteuerte Läutemaschine. Bis 1967 mußte der Küster jedes Mal die 51 Stufen hinaufsteigen und mit Muskelkraft die schwere Glocke zum Schwingen bringen.

Kirche im Norden